Lage in Kliniken: Personell gerüstet, Befürchtung vor Material-Engpässen

Uniklinik in Prag-Motol (Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Am Dienstag hat der Sicherheitsrat des tschechischen Staates weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossen. Einige davon haben unmittelbare Auswirkungen auf die medizinische Versorgung im Land. Zur Lage in den Krankenhäusern hat der Tschechische Rundfunk am Mittwoch mit dem Chefarzt der Uniklinik in Prag-Motol gesprochen.

Uniklinik in Prag-Motol  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Miloslav Ludvík  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die vom Sicherheitsrat verordnete Schließung von Schulen und Universitäten hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Etliche Eltern dürften nun zu Hause bleiben, um ihre Sprösslinge selbst zu betreuen. Auf die Möglichkeit, dass dadurch auch viele Krankenschwestern ihrer Arbeit fernbleiben könnten, reagierte Premier Andrej Babiš (Ano-Partei) mit einer Empfehlung: Die medizinischen Einrichtungen sollten sich um die Hilfe von Medizinstudenten bemühen, die jetzt ohnehin zur Verfügung stünden. Miloslav Ludvík ist der Chefarzt der Uniklinik im Prager Stadtteil Motol. Und er weiß diese Empfehlung richtig einzuschätzen:

„Eine Medizinstudentin kann nicht die Rolle einer Krankenschwester einnehmen. Das ist ein Beruf mit einer völlig anderen Ausbildung, und so ist es auch gesetzlich definiert. Die Studenten können jedoch als Pflegepersonal eingesetzt werden und damit den Ärzten behilflich sein. Ansonsten brauchen wir jede ausgebildete Krankenschwester, und ganz speziell dann, wenn Beatmungsgeräte zum Einsatz kommen. Das ist keine Arbeit, die man nur mit einer Gebrauchsanleitung durchführen kann.“

Illustrationsfoto: leo2014,  Pixabay / CC0
Gegenwärtig aber stünden seiner Klinik weiter ausreichend Krankenschwestern zur Verfügung. Auch deshalb, weil man hierzulande bislang so gut wie noch keinen schweren Fall einer Covid-19-Erkrankung zu behandeln hat. Das könnte sich aber ändern, daher nimmt auch Ludvík schon jetzt jede Hilfe dankend an:

„Ich kann mir jede Menge Arbeit vorstellen, die die Medizinstudenten verrichten könnten. Schon heute treffen wir uns mit Abgängern des fünften Studienjahres. Denn die müssen derzeit ein Praktikum bei uns absolvieren.“

Beim Personal also hapert es noch nicht in den tschechischen Krankenhäusern. Ein ganz anderes Problem aber ist die medizinische Ausstattung. Erst am Dienstag haben sich die Leiter der medizinischen Einrichtungen beim Gesundheitsminister darüber beklagt, dass sie nicht genügend Atemschutzmasken haben. Eigentlich sollte es dafür einen Vorrat für vier Monate geben, jetzt aber genüge der Bestand lediglich für mehrere Tage. Wie Ludvík im Rundfunk informiert, soll seine Klinik daher nun weitere 500 Schutzmasken erhalten, die zurzeit noch im Bestand der Polizei sind. Aber wie weit hilft solch eine Menge? Auf diese Frage gibt der Chefarzt der Uniklinik in Prag-Motol eine klare Antwort:

Beatmungsgerät  (Foto: Philipp Lensing,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0 DE)
„Wenn eine wirklich starke Infektion einsetzen würde, dann würde dies für einen halben Tag reichen. Wenn die Lage aber so bleibt wie momentan, indem wir nur eine begrenzte Zahl an infizierten Personen haben, dann sollten wir damit eine Woche lang auskommen.“

Gegenwärtig wären an seiner Klinik bis zu 30 Beatmungsgeräte sofort verfügbar, dies bezeichnete Ludvík als eine ansehnliche Zahl. Dennoch bereitet ihm ein anderes Problem schon etwas Kopfzerbrechen:

„Ein tatsächlich großes Problem könnte dadurch entstehen, dass man in Deutschland damit begonnen hat, die Ausfuhr von medizinischem Material nicht mehr zu erlauben. Das betrifft zum Beispiel Injektionsspritzen, Kanülen oder Gefäßstützen. Deshalb haben wir darauf verwiesen, dass man hierauf ein besonderes Augenmerk richten sollte.“

Und Ludvík schließt damit, dass man angesichts der Tragweite der Coronavirus-Epidemie nun endlich auch eine europäische Lösung finden müsse:

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass die Europäische Union damit beginnt, gewisse Dinge zu koordinieren. Ansonsten könnte die Lage wirklich unangenehm werden.“