Licht aus Betlehem wurde nach Prag gebracht

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Das Licht aus Bethlehem können die Bewohner der tschechischen Hauptstadt ab Donnerstag aus der Kirche oder aber auch aus dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks in der Vinohradská mit nach Hause nehmen. Während einer kleinen Feier übernahm Kardinal Miloslav Vlk am Donnerstagvormittag in der St. Veit-Kathedrale auf der Prager Burg das Licht von den Pfadfindern. Martina Schneibergova war im Veitsdom dabei.

Brüder Prokop,  Vít und Metodej Sícha  (Foto: Autorin)
Kurz vor 10 Uhr strömten in die Kathedrale nicht nur die üblichen Reisegruppen, sondern auch Menschen, die eine Laterne, eine Petroleumlampe oder auch eine Kerze in der Hand trugen. Vor dem Dom begegnete ich auch den Brüdern Sícha, den ältesten von ihnen fragte ich nach dem Grund ihres heutigen Besuches auf der Prager Burg:

"Wir sind gekommen, weil wir das Licht holen wollten. Letztes Jahr hat Mama gesagt, dass wir das holen könnten, aber wir haben das dann zeitlich nicht geschafft."

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Die feierliche Übergabe des Lichtes aus Bethlehem hat viele Menschen in die Kathedrale gelockt. Die Pfadfinder brachten das Licht aus Ceské Budejovice nach Prag. Die symbolische Flamme brachten die Mitarbeiter des Tschechischen Rundfunks in Ceské Budejovice wieder von ihren Kollegen vom ORF aus Linz. Die Idee, das Licht aus Bethlehem in weitere Länder zu bringen, entstand 1986 eben im ORF-Landesstudio in Linz. Damals entzündete ein Kind aus Oberösterreich das symbolische Licht in der Geburtsgrotte in Bethlehem und brachte es per Flugzeug nach Linz. Die Tradition wird seitdem weiter gepflegt. Das Licht wird aus Israel in einer speziellen Hülle immer nach Linz gebracht, und von dort auch in weitere Länder transportiert. Tschechien schloss sich der Tradition auf Initiative des Tschechischen Rundfunks 1997 an. Nach dem symbolischen Sinn dieser Tradition fragte ich Kardinal Miloslav Vlk:

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"Für mich ist es wichtig, dass dieses Licht aus Betlehem kommt, wo Christus geboren wurde, und gerade am Ort, wo er geboren wurde, wurde dieses Licht angezündet. Hier in der St. Veitkathedrale haben wir dieses Licht übernommen und eine Kerze von dem Licht angezündet. Die Leute können kommen, um das Licht für ihre Familien zu holen. Für mich ist es ein sehr tiefes Symbol, denn manchmal ist unsere Gesellschaft oder unsere Welt obskur, es mangelt ihr am Licht. Es ist notwendig, das Licht in die Gesellschaft, in die zwischenmenschlichen Beziehungen zu bringen. Dieses Symbol kann bedeuten: Bringen wir die gegenseitige Liebe - das ist das Licht von Betlehem - in unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Dies ist auch mein Wunsch zu Weihnachen und auch zum Neuen Jahr."

Das Licht aus Bethlehem brennt nun nicht nur im Veitsdom, sondern auch in vielen Prager Kirchen und im Rundfunkgebäude in der Vinohradská-Straße, wo man das Licht holen kann. In der Botschaft, die neben der Kerze mit dem Betlehem-Licht steht, heißt es u. a.: "Es ist erstaunlich, wie ein Mensch des 21. Jahrhunderts, der in der Lage ist in derselben Minute mit jemand auf dem anderen Ende der Welt zu reden, die symbolische Flamme betreut, sie mit der Hand beschützt und Angst hat, dass sie unterwegs erlischt".

Was hält von dieser Wanderung einer Flamme rund um die Welt Prokop Sícha?

"Es ist doch schon, dass sie aus Betlehem bis hierhin das Licht bringen können!"