Lkw-Maut: Tschechien will Verkehrschaos verhindern

Mautbrücke (Foto: ŠJů, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Am 1. Dezember startet in Tschechien bereits die neue Lkw-Maut. Das System wird umgestellt von der Mikrowellen-Technik auf Satellit. Vor zwei Wochen hatte es einen Warnruf der Betreiber gegeben. Sie befürchten in den ersten Wochen teils über 40 Kilometer lange Staus an der Grenze zu Tschechien. Das Problem: Vor allem ausländische Spediteure haben sich bisher nicht um eine Registrierung für das neue System gekümmert. Nun wurde in Prag ein Krisenplan vorgestellt, damit es an den Grenzübergängen in Richtung Tschechien nicht zu einem Verkehrschaos kommt.

Mautbrücke  (Foto: ŠJů,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Sichtlich besorgt war Matej Okáli am Donnerstag bei der Pressekonferenz. Der Slowake ist Generaldirektor von Czech Toll, einem der beiden Betreiber des neuen Mautsystems in Tschechien. Er nannte die neuesten Zahlen:

„Erst 55 Prozent der Lastwagen sind für das neue System registriert. Das heißt, es gibt rund 200.000 Lkws, die irgendwann an der Grenze zu Tschechien auftauchen werden.“

Genau dort drohen anfangs lange Autokolonnen und bis zu 60 Stunden Wartezeit. Vom Rückstau dürften auch Pkw-Fahrer betroffen sein.

Verkehrsminister Vladimír Kremlík (parteilos) ist deswegen bereits in den zurückliegenden Tagen aktiv geworden. Er hat seine Amtskollegen aus den jeweiligen Ländern angeschrieben oder getroffen. So etwa auch den bayerischen Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Hans Reichhart. Kremlík hat sie alle gebeten, die Spediteure zu einer zügigen Registrierung aufzufordern.

Vladimír Kremlík  (Foto: Archiv der tschechischen Verkehrsministeriums)
Doch das hat nicht gereicht, wie der Minister am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Prag gestand.

„Die Spediteure wissen zwar mittlerweile, dass sie sich anmelden müssen. Aus unterschiedlichen Gründen haben sie dies aber noch nicht in dem Umfang gemacht, den wir uns erhofft haben. Deswegen müssen wir bei den Lkw-Fahrern nun Überzeugungsarbeit leisten. Und wir müssen uns auf die Situation vorbereiten, dass an den Grenzübergängen lange Schlangen entstehen“, so Kremlík.

Die Nachzügler kommen vor allem aus dem Ausland, darunter besonders Polen, Rumänien und Deutschland. Und es sind ganz besonders die kleinen Unternehmen mit bis zu zehn Lkws. Deswegen hat Czech Toll am Montag ein Bündel an Maßnahmen gestartet. Dazu gehören etwa mobile Informations- und Registrierungsteams. Sie fahren die Parkplätze an den Tankstellen in Grenznähe ab, auf denen viele Trucker ihre Ruhezeiten nehmen.

Foto: Archiv der tschechischen Verkehrsministeriums
„Die mobilen Teams sprechen die Fahrer an diesen Orten an und informieren sie über die Maut-Umstellung und die möglichen Registrierungsstellen. Und sie versuchen sie von der Anmeldung überzeugen. Gegebenenfalls nehmen sie diese direkt am Ort noch vor“, sagte Okáli.

Die Registrierungsteams haben auch die nötige On-Board-Unit dabei, für die ist eine Kaution von 2468 Kronen (97 Euro) sowie eine Vorschusszahlung der Mautgebühren in Höhe von 1000 Kronen (39 Euro) fällig.

D-Day ist der 1. Dezember. Auch danach sollen aber noch die mobilen Registrierungsteams im Einsatz sein. Außerdem sollen an den größten Grenzübergängen Koordinatoren helfen. Dazu gehört besonders Lanžhot auf der D2 in Südmähren, aber auch der tschechisch-deutsche Übergang im Erzgebirge an der D8. Die Koordinatoren sollen die ankommenden Lastwagen an die jeweils für sie richtigen Stellen leiten. Nicht zuletzt will man die Lkw-Fahrer noch im Fahrzeug über die Lage aufklären. Matej Okáli:

Věra Kovářová | Foto: OISV,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED
„Wir haben eine Zusammenarbeit mit den Herstellern jener Navigationssysteme begonnen, die vor allem in Lastwagen genutzt werden. In Echtzeit werden die Fahrer dann darüber informiert, was sich an der Grenze abspielt. Das ist vor allem für die ausländischen Spediteure von Vorteil.“

Trotz all dieser Maßnahmen gibt es Kritik. Im Tschechischen Fernsehen äußerte sich Abgeordnete Věra Kovářová. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Bürgermeisterpartei Stan und gehört damit der Opposition an:

„Die Firma hatte ja bereits Probleme bei der Einführung der Maut in der Slowakei. Und auch aus anderen Teilen Europas sind ähnliche Schwierigkeiten bekannt. Deswegen hätte die jetzige massive Kampagne bereits am 21. September gestartet werden sollen, als die Registrierung zur Maut freigegeben wurde.“

Außerdem sagte Kovářová, dass der Termin für die Umstellung ziemlich ungünstig gewählt sei. Warum ausgerechnet so kurz vor Weihnachten? So die rhetorische Frage der Politikerin.

Autor: Till Janzer
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