Martina Sáblíková krönt Super-Saison mit zwei WM-Titeln

Martina Sáblíková (Foto: ČTK)

Wenn im Leistungssport die Wintersaison läuft, dann haben die Tschechen und Slowaken in den vergangenen Jahrzehnten neben dem Eishockey immer besonders auf das Skispringen oder Eiskunstlaufen geschaut. Kein Wunder, denn dort kämpften Stars wie Jiří Raška, Jiří Parma und Pavel Ploc beziehungsweise Hana Mašková und Ondrej Nepela stets um vordere Platzierungen und Medaillen. Seit fünf Jahren aber guckt man auch auf eine Sportart, die hierzulande eigentlich recht untypisch ist: Eisschnelllauf. Der Grund ist die 24-jährige Martina Sáblíková, die seit 2007 die weltbeste Läuferin auf den Langstrecken ist. Bei der Einzelstrecken-WM in Heerenveen hat sie ihre Dominanz ein weiteres Mal untermauert.

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin hatte die damals 18-jährige Martina Sáblíková eine olympische Medaille noch knapp verfehlt. Doch wer genau hinschaute, der ahnte es bereits: Hier wächst eine neue Weltklasse-Einschnellläuferin heran. Ein Jahr später, bei der Einzelstrecken-WM in Salt Lake City, stellte sie diese Klasse schon unter Beweis: Sie gewann die Konkurrenzen auf den beiden Langstrecken. Über 5000 Meter hat sie diesen Erfolg seitdem jährlich wiederholen können, auf der 3000-Meter-Distanz war ihr Sieg in Heerenveen dagegen erst der zweite Titel seit 2007. Umso glücklicher war Sáblíková kurz nach dem Zieldurchlauf, auch wenn sie gestand:

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
„Ich habe etwas nervös begonnen, und beim Start war ich noch ziemlich nervös. Das lag daran, dass die vorgelegte Bestzeit von 4:04 Minuten wirklich sehr gut war. Ich habe mich dann aber richtig reingehängt.“

Martina Sáblíková schloss ihr Rennen mit der Siegerzeit von knapp unter 4:02 Minuten ab. Sie war damit um 2,21 Sekunden schneller als die Zweitplazierte Stephanie Beckert aus Deutschland. Auch ihr Trainer Petr Novák war danach gut gelaunt:

„Ich als Trainer war zufrieden. Ich habe schon nach 200 Metern Beifall geklatscht, weil ich sah, dass Martina technisch gut läuft. Ja, ich muss sagen: Heute ist sie so gelaufen, wie man sie kennt, wenn sie gesund ist und ihr nichts weh tut.“

Martina Sáblíková  (unten) und Shiho Ishizawa  (Foto: ČTK)
Und Sáblíková ergänzte:

„Petr hat mir zugerufen, dass ich gut laufe, und er hat mir auch die Zwischenzeiten mitgeteilt. Aber auf einmal war ich nicht in der Lage mitzurechnen, ob ich nun an erster, zweiter oder dritter Stelle laufe. Daher habe ich dann im Ziel nicht schlecht gestaunt, als ich auf die Uhr schaute – ich dachte nur: Hey, das ist eine coole Zeit.“

Nicht minder cool und souverän spulte Martina Sáblíková dann zwei Tage später ihr Pensum auf der von ihr besonders geliebten 5000-Meter-Strecke ab. Kein Wunder, ist Martina doch auf dieser Distanz bei Weltmeisterschaften schon seit fünf Jahren unbesiegt. Das war auch in Heerenveen nicht anders. Im Gegenteil, in dieser Saison ist sie auf den beiden langen Strecken auch im Weltcup nicht ein einziges Mal bezwungen worden. Ein Fakt, den auch eine so erfolgsverwöhnte Läuferin wie Martina Sáblíková richtig stolz macht:

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
„Das ist wirklich super. Schon als ich auf dem Weg zum Wettkampf war, wurde mir bewusst, dass ich in dieser Saison noch kein Langstreckenrennen verloren habe. Also habe ich mir gesagt: Das darf dir auch im letzten Rennen nicht passieren!“

Das konnte es auch nicht, denn Martina hat ja noch ihren gestrengen Trainer. Von ihrem guten Verhältnis zu Petr Novák zeugen auch die Worte, die sie nach ihrem insgesamt neunten WM-Sieg mit Schalk in den Augen vor den Medien äußerte:

Stephanie Beckert,  Martina Sáblíková und Claudia Pechstein  (Foto: ČTK)
„Die Grimasse, die Petr vor dem Start gezogen hat, sprach für sich. Also war ich darauf vorbereitet, dass ich kämpfen muss, denn wenn ich ihn so angeschaut habe, dann habe ich mich tatsächlich etwas gefürchtet.“

Wie lange Martina Sáblíková der Konkurrenz noch das Fürchten lehrt, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle aber will sie mindestens bis zu den Winterspielen 2014 in Sotschi der Top-Weltelite angehören.

Autor: Lothar Martin
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