Mit GPS dreisten Heu-Dieben auf der Spur

Foto: Flominator, CC BY-SA 3.0

Die andauernde Dürre in Tschechien treibt nicht nur die Preise für Kartoffeln nach oben – auch Tierfutter wird immer teurer. Denn in den letzten Monaten sind die Preise für Gras massiv gestiegen. Deshalb treiben auf tschechischen Feldern vermehrt Heu-Diebe ihr Unwesen, die ganze Strohballen verschwinden lassen. Ein Landwirt aus Westböhmen ist nun auf eine originelle Idee gekommen, den Langfingern das Handwerk zu legen.

Foto: Flominator,  CC BY-SA 3.0
Manchmal würden die Heuballen in der Nacht Füße bekommen, erzählt Radek Jurčík. Er ist Geschäftsführer einer Agrarfirma aus der Nähe von Tachov in Westböhmen. Der Betrieb produziert in jeder Saison rund 2000 Heuballen.

„Im vergangenen Jahr sind etwa 60 Heuballen verschwunden. Bei den Preisen in diesem Jahr wäre das ein Schaden von 60.000 bis 100.000 Kronen. Da mussten wir einfach etwas dagegen unternehmen. Es geht aber nicht nur um den finanziellen Verlust, sondern auch um das Futter, an dem es überall mangelt.“

Heuballen sind derzeit fast Gold wert in Tschechien – ein Stück kann gut 2000 Kronen (knapp 80 Euro) kosten, das ist fast fünfmal so viel wie in den Vorjahren. Radek Jurčík hat darum GPS-Sender in seine Riesen-Grasbündel gesteckt, um sie im schlimmsten Fall wiederfinden zu können. Auf dem Handy kann er nachverfolgen, wohin die Ballen in der Nacht gegebenenfalls verschwunden sind. Er verlässt sich aber nicht nur auf die Technik selbst, sondern auch auf die Gerüchteküche in seinem Dorf.

„Die Leute haben offen über meine Maßnahme geredet. Sonst wären vermutlich noch mehr Heuballen verschwunden. Aber die Diebstähle hörten plötzlich auf. Der Vorteil meiner Idee besteht darin, dass der Ort, wo der Heuballen liegt, mit einer Genauigkeit von ein paar Metern zu finden ist. Dank dem Immobilienkataster weiß ich, wem der Garten gehört, wo das Heu liegt. Dann reicht es nur noch, die Polizei anzurufen und die Ballen abzuholen.“

Es könnte aber auch sein, dass ein Dieb den Heuballen freiwillig zurückgibt, sollte er auf frischer Tat ertappt werden, meint Radek Jurčík. Aber es wirke besser, die Polizei zu rufen, fügt er hinzu.

„Es geht auch darum, dass sich die Leute das merken. In jedem Fall handelt es sich um eine Straftat.“

Für die Diebe stellte die Aufdeckung zudem eine große Schande dar. Bisher waren alle überführten Missetäter gleich bereit, das geklaute Heu zurückzugeben. Die Polizei aus Tachov verteilte hauptsächlich Geldstrafen.

Photo: Ľubomír Smatana

Die GPS-Sender seien aber nicht in jedem Heuballen versteckt worden, räumt Josef Kozák ein. Er ist Verwalter im Betrieb von Radek Jurčík:

„Ich habe die Geräte in Heuballen versteckt, bei denen ich geglaubt habe, dass sie am wahrscheinlichsten gestohlen würden. Ich habe mir aber nicht gemerkt, in welchen der Ballen ich sie installiert habe. Mit der App konnten wir jedoch alle wiederfinden.“

Die Agrarkammer hält die Diebstähle für ein Problem, erhebt bisher aber keine Daten. Jaromír Musil leitet die Zweigstelle des Verbandes in Südmähren.

„Das Problem betrifft ganz Tschechien. Diejenigen, die einen Schaden erlitten haben, sprechen aber oft nicht darüber. Sie wollen keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.“

Ein GPS-Sender kostet 3000 Kronen, also rund 120 Euro. Radek Jurčík mietet sie darum nur. Die Investition habe sich aber schon gelohnt, meint der Landwirt.