Nach Grubenunglück: Messe für die Opfer, Geld für die Hinterbliebenen

Totenmesse in Stonava (Foto: ČTK / Petr Sznapka)

Weihnachten 2018 – das christliche Fest war nicht überall in Tschechien von Besinnlichkeit geprägt. Im kleinen Ort Stonava bei Karviná / Karwin in Mährisch-Schlesien wurde vielmehr getrauert. Bei einem Grubenunglück in der dortigen Zeche ČSM sind vergangenen Donnerstag 13 Arbeiter ums Leben gekommen. Nach der Trauer soll den Hinterbliebenen der Opfer nun umfassend geholfen werden.

Totenmesse in Stonava  (Foto: ČTK / Petr Sznapka)
Die Kirche in Stonava war zu Heiligabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch sie war auch von tiefer Trauer erfüllt, war die weihnachtliche Mitternachtsmette doch gleichzeitig die Totenmesse für die 13 Opfer der verheerenden Methangas-Explosion im dortigen Steinkohlebergwerk. Unter den Trauernden war auch der ehemalige Bergmann Milan Hlučka. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich ein Luft-Methangas-Gemisch sein kann:

„Ich habe 30 Jahre lang in der Zeche ČSM gearbeitet. Wenn wir unter Tage in engen Tunneln einen Stollen vorangetrieben haben, strömten oft Gase aus. Als wir nun zu Hause von dem Unglück erfahren haben, haben wir sehr geweint.“

Eine Frau schilderte, in welcher Sorge und Ungewissheit man als Partnerin eines Bergmanns lebt:

Foto: ČTK / Vladimír Pryček
„Das ist eine große Tragödie. Aber was können wir dagegen ausrichten? Mein Mann war auch Bergmann. Einmal hatte er einen Unfall, und man brachte mir seine Sachen im sogenannten Rettungssack. Von daher weiß ich, was das bedeutet. Gott sei Dank aber hat er überlebt.“

Beerdigt wurden bisher nur vier der Opfer. Die anderen neun konnte das Rettungspersonal noch nicht bergen, weil es an der Unglücksstelle weiterhin zu gefährlich ist. Kontrollmessungen bestätigten, dass die Methangaskonzentration immer noch hoch ist und das Risiko weiterer Explosionen besteht. Deswegen wird dieses Flöz vorerst versiegelt, und die übrigen Leichen werden noch einige Zeit in der Grube bleiben.

Bereits angelaufen ist dagegen eine Soforthilfe für die Hinterbliebenen der 13 Opfer, das sind zwölf Polen und ein Tscheche. Nur kurze Zeit nach dem Unglück sagte der Sprecher des Kohleförderers OKD, Ivo Čelechovský:

Ivo Čelechovský  (Foto: ČTK / Petr Sznapka)
„Die Betreibergesellschaft OKD ist darauf eingestellt, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Alpex eine Entschädigung an die Hinterbliebenen zu zahlen. Diese Entschädigung wird nach dem gleichen Prinzip sowohl an die Familienangehörigen unserer eigenen Beschäftigten als auch an die Arbeitnehmer der polnischen Agentur entrichtet. Das bezieht sich genauso auf die etwaige soziale Soforthilfe.“

Bei der Umsetzung der Soforthilfe gäbe es jedoch einige technische Schwierigkeiten, räumte Čelechovský am ersten Arbeitstag nach Weihnachten ein:

„Bis zum Jahresende wollen wir vor allem mit Sozialhilfe helfen. Leider sind aber die Banken geschlossen, von daher werden wir am Donnerstag oder Freitag erst einmal Sozialhilfe für nur zwei der OKD-Arbeiterfamilien auszahlen. Im neuen Jahr werden zum schnellstmöglichen Termin dann auch die Entschädigungen an die übrigen Bergarbeiterfamilien überwiesen.“

Zeche ČSM  (Foto: Michal Klajban,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Parallel zu den finanziellen Verpflichtungen, die Kohlebergbaubetreiber OKD und sein polnischer Partner Alpex zu verwirklichen haben, sind auch zwei Spendensammlungen erfolgreich angelaufen. Auf zwei Konten sind bis einschließlich des zweiten Weihnachtstags insgesamt 740.000 Kronen (28.500 Euro) eingegangen. Diese Summe wird zusätzlich unter den Hinterbliebenen aufgeteilt.

Für die übrigen Bergarbeiter aber ging es am Donnerstag wieder unter Tage. Rund 950 Kohlekumpel fuhren in drei Schichten zu sechs Stunden erneut in die Zeche ČSM ein. Sie arbeiten an jenen Orten weiter, an denen den Messungen zufolge keine Gefahr besteht. Dennoch ist auch für sie nichts mehr so, wie es vordem war, schildert Rundfunkredakteurin Klára Kohutová in ihrem Bericht:

„Die Stimmung ist nach dem tragischen Ereignis weiter angespannt und traurig. Einige Bergleute haben hier vor der Frühschicht Kerzen angezündet zum Andenken an ihre toten Kollegen. Sie gaben zu, dass sie mit gewissen Ängsten wieder an die Arbeit zurückkehren.“

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