Plagiatsvorwurf gegen CSU-Generalsekretär: Karlsuniversität prüft weiter

Andreas Scheuer (Foto: J. Patrick Fischer, Wikimedia CC BY-SA 3.0)

In Deutschland soll der Generalsekretär der CSU, Andreas Scheuer, einen so genannten „kleinen Doktortitel“ unerlaubt als regulären Doktor geführt haben. Diesen Titel hat er an der Prager Karlsuniversität erworben. Außerdem wird in deutschen Medien Scheuers Arbeit als Plagiat bezeichnet. Diesem Verdacht ist die Karlsuniversität am Montag nachgegangen und zunächst zu dem Schluss gelangt, dass die Arbeit kein Plagiat sei. Aber die Überprüfung dauert noch an.

Andreas Scheuer  (Foto: J. Patrick Fischer,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Andreas Scheuer ist Bundestagsabgeordneter in Berlin und Generalsekretär der CSU. Der 39-Jährige hat Politologie studiert, und zwar in Passau. Und er trägt den Titel PhDr. – dieser darf aber nicht mit dem deutschen Doktor verwechselt werden. Den Titel hat Scheuer in Prag an der Fakultät für Sozialwissenschaften erworben, dabei soll er aber laut Medienberichten nicht sauber gearbeitet haben. Um den Vorwürfen nachzugehen, hat die Karlsuniversität am Montag zunächst ein internes Prüfungsverfahren eingeleitet. Filip Láb ist Prodekan für internationale Beziehungen:

„Aufgrund von Berichten deutscher Medien in der vergangenen Woche haben wir begonnen, uns am Montag mit dem Fall von Andreas Scheuer zu beschäftigen. Am Freitag kamen dann auch in tschechischen Medien Spekulationen über abgeschriebene Stellen oder prozessuale Fehler bei der Vergabe des Rigorosumtitels an Andreas Scheuer auf.“

Schweizer Programm ‚Urkund‘
Die erste offizielle Aufforderung, die Qualität der Arbeit zu prüfen, ging erst am Mittwoch an der Fakultät für Sozialwissenschaften ein. Es war Andreas Scheuer selbst, der um ein Prüfungsverfahren bat. Zuvor hatte die Universität aber bereits eine erste Vorprüfung durchgeführt. Zum Ergebnis sagt der Prodekan:

„Wir haben die Arbeit von Herrn Scheuer zunächst einmal digitalisieren lassen. Dann haben wir sie von zwei Antiplagiatsprogrammen überprüfen lassen. Eines ist das Schweizer Programm ‚Urkund‘, das zweite Programm ist die tschechische Software ‚Theses‘. Diese beiden Analysen haben keine Übereinstimmung mit wissenschaftlichen Texten weder aus dem Internet noch aus elektronisch zugänglichen Büchern festgestellt.“

Prager Karlsuniversität  (Foto: Mirko Kašpar,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Allerdings sei die Arbeit nicht auf Plagiate aus gedruckten Quellen geprüft worden. Das Dekanat bemühe sich zurzeit, eine Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung zu bekommen, aus der Scheuer abgeschrieben haben soll. Diese sei in Prag derzeit nicht vorhanden und auch bei der Bundeszentrale selbst vollständig vergriffen. Daher werde die weitere Prüfung noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, so Láb:

„Die Fakultät versucht derzeit, den Originaltext durch den wissenschaftlichen Informationsdienst zu erhalten, entweder aus einer deutschen oder einer tschechischen Bibliothek. Gleichzeitig ist es uns gelungen, eine Version der benutzten Publikation bei einem Internethändler zu bestellen. Wir warten also noch, bis wir jenen Text, aus dem angeblich abgeschrieben wurde, in der Hand halten. Dann werden wir eine weitere Analyse durchführen.“

Filip Láb  (Foto: Archiv der Karlsuniversität)
Man habe auch alle formalen Umstände überprüft und die Gutachten des Betreuers und des Opponenten der Arbeit vorliegen, erklärt der Prodekan. Die Universität wolle bei Plagiatsvorwürfen oder dem Verdacht auf unfaires Verhalten keine falsche Rücksicht zeigen, sagt Láb:

„Sollten sich irgendwelche Unklarheiten oder Ungereimtheiten in Teilen der Arbeit zeigen, wird der gesamte Fall der Ethikkommission der Karlsuniversität vorgelegt, diese wird dann weiter darüber entscheiden.“