Präsidentenwahl: Bürgerpflicht und Privileg

Ilustrační foto: Filip Jandourek, archiv ČRo

Auch die im Ausland lebenden Tschechen können die Wahl des tschechischen Staatsoberhauptes beeinflussen. Über 12.000 tschechische Bürger kamen vor zwei Wochen in Botschaften und Konsulate, um in der ersten Wahlrunde abzustimmen. Eine noch höhere Wahlbeteiligung wird für die zweite Runde erwartet. Unter den Wählern im Ausland ist auch die 28-jährige Theresa Alemann. Sie stammt aus einer tschechisch-deutschen Familie und ist in Deutschland aufgewachsen. Radio Prag hat mit ihr gesprochen.

Generalkonsulat in München  (Foto: Archiv von Theresa Alemann)
Sie sind gerade auf dem Weg zum tschechischen Generalkonsulat in München. Wo wohnen Sie denn?

„Ich komme aus Stuttgart nach München.“

Sie leben dauerhaft in Deutschland. Inwieweit interessieren Sie sich für das Geschehen in Tschechien? Wie wichtig ist für Sie die Wahl des Staatspräsidenten?

„Für mich ist es sehr wichtig, an der Wahl teilzunehmen. Allem voran ist es eine Bürgerpflicht und auch ein Privileg meine Stimme abzugeben. Auch wenn ich nicht in Tschechien lebe, meine Wurzeln sind nun einmal dort. Mich interessiert sehr, was mit dem Land passiert. Ich finde, auch wenn Tschechien ein kleines Land ist, braucht es eine Stimme in Europa. Deswegen nehme ich an der Wahl teil.“

Haben Sie auch bei der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen in München Ihre Stimme abgegeben? Wie in den Medien geschrieben wird, sind manche Tschechien gerade wegen der langen Anfahrten zu den diplomatischen Vertretungen der ersten Runde ferngeblieben und wollen erst an der zweiten teilnehmen…

Wahlraum  (Foto: Archiv von Theresa Alemann)
„Ich habe auch schon in der ersten Runde meine Stimme abgegeben, weil ich finde, dass sowohl der erste als auch der zweite Wahlgang wichtig sind.“

Wie sah es im Gebäude des Konsulats aus? Wie hoch war dort die Beteiligung? Wie war die Atmosphäre?

„Die Atmosphäre war sehr nett. Vor uns war eine größere Gruppe von tschechischen Sportlern, die wahrscheinlich gerade in Deutschland unterwegs waren. Daneben waren dort noch ein paar andere Menschen, nicht nur aus München, sondern auch aus anderen Regionen. Es war schön zu sehen, dass es für so viele meiner Mitbürger hier genauso wichtig ist, was in Tschechien passiert.“

Haben Sie sich für die Wahl in München im Voraus registrieren müssen?

„Genau. Dadurch, dass ich meinen Wohnsitz in Deutschland habe, muss ich mich in eine Wahlliste eintragen lassen. Dazu bin ich schon Ende letzten Jahres nach München gefahren. So gilt es nicht nur für die Wahl jetzt, sondern für alle Wahlen.“

Nehmen Sie auch an den anderen Wahlen teil, beispielsweise zum Abgeordnetenhaus oder zum Europaparlament?

Foto: Archiv von Theresa Alemann
„Vorher hatte ich noch an keiner tschechischen Wahl teilgenommen. Aber ich habe festgestellt, dass es immer wichtiger wird, seine Stimme gültig zu machen. Deswegen werde ich auch künftig immer zur Urne gehen.“

Finden Sie es richtig, dass das Staatsoberhaupt in einer Direktwahl bestimmt wird, oder glauben Sie, dass das System in Deutschland, wo der Staatspräsident vom Bundestag gewählt wird, besser ist?

„Ich würde so pauschal nicht sagen wollen, was besser ist. Ich hoffe, dass die Gesellschaft auch in Tschechien die richtige Entscheidung trifft. Welche genau das ist, entscheidet jeder Bürger für sich.“

Worin sehen Sie die wichtigste Rolle des Staatsoberhauptes?

„Die Rolle des Staatsoberhauptes ist sicherlich repräsentativ. Auch wenn Tschechien ein kleines Land ist, liegt es im Herzen Europas und muss jemanden haben, der das Land gut nach außen hin vertritt, ehrenhaft, eine gute Politik betreibt und auch die tschechischen Politiker auf die richtige Bahn lenkt.“