Prager Rocker in New York: Ivan Král gestorben

Ivan Král (Foto: Luboš Vedral, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Der gebürtige Prager Ivan Král stand in den 1970er und 1980er Jahren mit den ganz Großen der internationalen Musikszene auf der Bühne – von Iggy Pop bis David Bowie. Legendär wurde das Multitalent aber vor allem als Gitarrist und Bassist der Patti Smith Group. Nun ist Ivan Král im Alter von 71 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Ivan Král  (Foto: Luboš Vedral,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Patti Smith Group  (Foto: Klaus Hiltscher,  Flickr,  CC BY-SA 2.0)
Mitte der 1960er Jahre kommt Ivan Král als Sohn eines UN-Dolmetschers nach New York. Statt aber irgendwann in die Tschechoslowakei zurückzukehren bleibt er in den USA – und macht Musik. Zunächst gründet er die Band Luger, später spielt und textet er für Shaun Cassidy und Blondie. Ab 1975 wird er Teil der Patti Smith Group.

Durchbruch mit Patti Smith

Vier Jahre lang arbeitet Ivan Král mit der Singer-Songwriterin zusammen, dabei spielt er Gitarre und Bass, vor allem schreibt er aber Texte. Von ihm stammt beispielsweise der Hit „Dancing Barefoot“, der vom Rolling Stone zu einem der 500 größten Songs der Geschichte gekürt wurde. Dieser Hit wurde schließlich auch über 70 Mal gecovert, unter anderem von U2, den Simple Minds oder Pearl Jam. Für Ivan Král hatte der Song aber eine ganz besondere Bedeutung, wie er sich in einem Gespräch für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erinnerte:

„Das Lied habe ich noch in Tschechien geschrieben, da war ich 16. Ich hatte es danach immer bei mir. Als wir die Platte ‚Wave‘ aufgenommen haben, fehlte uns noch ein letzter Track. Ich habe dann die Kassette hervorgeholt, und Patti hat gesagt, dass sie dazu noch einen Text schreibt. Da ging es dann um ihren damaligen Freund und jetzigen Mann.“

Ende der 1970er Jahre gründet Patti Smith eine Familie, und für Ivan Král beginnt so eine turbulente Zusammenarbeit mit Iggy Pop. Kennengelernt hat er ihn aber schon als Frontmann von Luger Anfang der 1970er Jahre:

„Eines Abends kam ich nach Hause, und da saß ein nackter Kerl in meinem Zimmer. Erst dachte ich, dass er Yoga macht. Dann sagte er aber: ‚Ich bin Iggy Pop und produziere eure Platte.‘ Ab da hatte ich immer den Wunsch, mit ihm zusammen Musik zu machen.“

Zunächst arbeitet Král mit dem „Rock-Leguan“ an dessen Album „Soldier“, ein Jahr später schreibt er für Iggy Pop die Platte „Party“ und tritt mit ihm als Gitarrist auf.

Traum von der Rückkehr

David Gaydečka  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Das Exil und die verlorene Heimat sind immer ein Thema für Ivan Král während seiner Zeit in den USA. Er habe irgendwie zu ihnen gepasst, da sie alle irgendwo im Abseits und neben dem Mainstream gestanden seien, sagt Patti Smith in einer tschechischen Doku über Ivan Kral aus den 1990er Jahren. Eigentlich habe er aber immer zurückgewollt zu seiner alten Band Saze in Prag, meint Král irgendwann später. Diese hat er Anfang der 1960er Jahre mit Jiří Burian und Jan Nádvorník gegründet.

Nach der Wende von 1989 fasst er dann schließlich doch musikalisch Fuß in Tschechien, unter anderem arbeitet er mit Größen wie Janek Ledecký, Jiří Suchý oder Miro Žbirka zusammen. Doch tritt er genauso als Produzent und graue Eminenz der Rockmusik auf. So erinnert sich beispielsweise der Event-Organisator David Gaydečka, er hat das Prager Metronom-Festival auf die Beine gestellt:

„Er war sehr positiv und brannte förmlich für neue Ideen. Erstmals machten wir etwas zusammen, als Václav Havel starb. Da haben wir eine Gedenkaktion in der Lucerna-Musikhalle organisiert. Er überlegte nicht lange und setzte sich gleich dafür ins Flugzeug in Richtung Prag. Es gab nie lange Verhandlungen mit ihm.“

Band-Macher in Tschechien

Petr Fiala  (Foto: Fay2,  Wikimedia Commons,  Public Domain)
Der Multi-Instrumentalist Ivan Král stand hinter tschechischen Star-Bands der 1990er Jahre wie Lucie oder Mňága a Žďorp. Mňága-Frontmann Petr Fiala erinnerte sich im Tschechischen Rundfunk an die Aufnahmen zum Album „Ryzí zlato“:

„Das war ein großer Spaß, und er hat uns immer von jeglichem Druck befreit. Wenn er gemerkt hat, dass im Studio zu viele in die Musik reinlabern, dann hat er alle rausgeworfen. Dann konnte er mit demjenigen weiterarbeiten, der zu dem Zeitpunkt spielen sollte.“

Zuletzt lebte Ivan Král mit seiner Lebensgefährtin Cindy Hudson in Michigan. Dort erlag er schließlich am Sonntag einem Krebsleiden. Ende Februar soll sein neues tschechisches Solo-Album „Smile“, später im Jahr dann seine englische Biografie „Bloc, Shock, Rock“ erscheinen.