Rückblick auf eine ehemalige Erfolgsstory

Michal Lukeš, Peter Pellegrini, Andrej Babiš (v.l.n.r. Foto: ČTK)

In Bratislava wurde am Donnerstag eine tschechisch-slowakische Ausstellung zur gemeinsamen Staatsgeschichte eröffnet. Sie ist einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei.

Michal Lukeš,  Peter Pellegrini,  Andrej Babiš  (v.l.n.r. Foto: ČTK)
„Nach einhundert Jahren kann man trotz aller historischen Widrigkeiten sagen, dass die Tschechoslowakei ein erfolgreiches und gutes Projekt war.“

Mit diesen Worten eröffnete der slowakische Premier Peter Pellegrini am Donnerstag einen Höhepunkt des Supergedenkjahres 2018: die gemeinsame tschechisch-slowakische Ausstellung zu 100 Jahren Tschechoslowakei. Bis zum Sommer ist diese in Bratislava zu sehen. Am 27. Oktober, also einen Tag vor dem eigentlichen Geburtstag der ersten Tschechoslowakischen Republik, kommt sie dann ins restaurierte Hauptgebäude des Prager Nationalmuseums.

Einerseits gibt es die Tschechoslowakei seit 25 Jahren nicht mehr. Andererseits betonte der geschäftsführende tschechische Premier und gebürtige Slowake Andrej Babiš bei der Vernissage:

„Auch heute noch wissen viele Menschen in der Welt überhaupt nicht, dass wir irgendwann auseinandergegangen sind. ‚Made in Czechoslovakia‘ ist nach wie vor eine wunderbare Marke.“

Michal Lukeš  (rechts) und Bronislav Panis  (Foto: ČTK)
Deshalb sind bei der Ausstellung auch zahlreiche Gegenstände aus dem Alltag der „Tschechoslowaken“ zu sehen: von Produktdesign über Spielzeug, bis hin zu Modellen architektonischer Meisterwerke. Viel wichtiger ist aber etwas ganz anderes, und zwar die Originale von historischen Dokumenten: Dazu der Organisator Marek Junek:

„Hier ist ein Original des Münchner Abkommens, des Wiener Schiedsspruchs oder der deutsch-tschechoslowakischen Erklärung von 1939. Das sind die Dokumente, die den tschechoslowakischen Staat irgendwie definiert haben. Also die seine Gründung oder sein jeweiliges Ende besiegelt haben.“

Dazu gehören aber auch Gegenstände mit hohem geschichtlichem Wert, beispielsweise die Füllfederhalter des ersten Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk oder die Brille des Reformkommunisten Alexander Dubček.

Die Schirmherrschaft über die Ausstellung haben die beiden Regierungen übernommen. Organisiert wurde sie von den wichtigsten Museen in Tschechien und der Slowakei. Dabei stand aber eine Sache besonders im Vordergrund, wie der Leiter des Prager Nationalmuseums, Michal Lukeš, gegenüber dem Tschechischen Fernsehen erklärte:

Peter Pellegrini und Andrej Babiš  (Foto: ČTK)
„Natürlich haben beide Seiten einen etwas anderen Blick auf die historischen Ereignisse. Uns war aber wichtig, dass es nicht eine Ausstellung mit zwei getrennten Teilen wird, also einem tschechischen und einem slowakischen. Es sollte ein gemeinsames Projekt sein.“

Die Spitzenpolitiker beider Länder betonten bei der Eröffnung, dass Tschechien und die Slowakei sich in Frieden getrennt haben. Ganz anders als andere Staaten, die in den frühen 1990er Jahren auseinandergebrochen sind. Die Vertreter aus Prag und Bratislava hoben vor allem hervor, dass das derzeitige tschechisch-slowakische Verhältnis ein Vorbild für die Beziehungen anderer Länder sein kann. Die gemeinsame Ausstellung soll insbesondere aber die jungen Menschen von Aš / Asch bis Košice zum Nachdenken bringen. Das meint auch der slowakische Präsident Andrej Kiska:

„Das Hineinfühlen und Begreifen der eigenen Geschichte kann den jungen Leuten dabei helfen, die Gegenwart und die Zukunft besser einschätzen zu können.“