Sternberg-Briefmarke: Deutscher Kupferstecher sticht für Tschechien

Kaspar Maria von Sternberg

Er war einer der berühmtesten Naturwissenschaftler aus Böhmen, gilt als Begründer der modernen Paläobotanik, das heutige Prager Nationalmuseum – ehemals das „Vaterländische Museum des Königreichs Böhmen“ – verdankt ihm seine Existenz: Kaspar Maria von Sternberg wurde vor 250 Jahren in Prag geboren. Anlass für die Tschechische Post eine Briefmarke mit seinem Konterfei nach einem Entwurf des Künstlers Oldřich Kulhánek herauszugeben. Der Kupferstecher war Wolfgang Mauer von der Bundesdruckerei aus Berlin. Er war damit seit den 1920er Jahren der erste Deutsche, der eine tschechische Briefmarke geschaffen hat. Bei ihrer „Taufe“ am Mittwoch im Nationalmuseum sprach Christian Rühmkorf mit Wolfgang Mauer.

Kaspar Maria von Sternberg
Wolfgang Mauer, Sie sind Kupferstecher von Beruf und bei der Bundesdruckerei der Bundesrepublik Deutschland angestellt. Sie haben zusammen mit dem tschechischen Künstler Oldřich Kulhánek eine tschechische Briefmarke erstellt. Abgebildet ist das Konterfei von Kaspar Maria von Sternberg, diesem bekannten Naturwissenschaftler, Botaniker. Sie sind der Kupferstecher dieser Briefmarke, wie kam es zu dieser deutsch-tschechischen Zusammenarbeit?

„Der Beginn war auf der Briefmarkenmesse in München, soweit ich mich entsinne. Der Herr Břetislav Janík (Direktor für Briefmarkenherstellung bei der Tschechischen Post, Anm. d. Red.) stand mit zwei Kollegen auf einmal bei mir vor meinem Ausstellungstisch. Und da ich ja den ganzen Hergang gar nicht wusste über die Deutsche Post, war das für mich eine große Überraschung, dass man mich gefragt hat, ob ich diese Briefmarke stechen möchte. Da hab´ ich natürlich ja gesagt.“

Oldřich Kulhánek und Wolfgang Mauer  (Foto: ČTK)
Und wie war die Arbeit für Sie an dieser Briefmarke? Die meisten Briefmarken in der Bundesrepublik entstehen ja im Offset-Verfahren. Kupferstechen in diesem Sinne, das ist ja gar nicht mehr so aktuell.

„Das hat mir wirklich großen Spaß gemacht. Portraits sind immer sehr anspruchsvoll. Das ist immer das Schwierigste – ob man sie zeichnet oder sticht. Der Meister Kulhánek hat sie ja gezeichnet, der hat die Briefmarke entworfen, und ich habe sie dann umgesetzt und versuche dann natürlich, den Stil und die Intention zum Beispiel des Meisters Kulhánek herüberzubringen, in Linien und in Punkten. Ich habe auch viel überlegt, wie ich das mache. Denn die tschechischen Marken sind sehr locker, sind sehr frei. Sie sehen sehr schön aus und sind bei Sammlern unheimlich beliebt. Weil es dann doch ziemlich knapp war nachher, bis ich anfing die Briefmarke zu stechen – ich wollte auch diese Linienführung zum Teil übernehmen - hatte ich aber keine zeit mehr, etwas auszuprobieren und habe sie dann so gemacht, wie sie jetzt ist.“

Oldřich Kulhánek mit der Briefmarke  (Foto: ČTK)
Wie war die Zusammenarbeit mit Meister Kulhánek, haben Sie sich getroffen in dieser Zeit, hat er Einfluss genommen auf den Stechprozess?

„Ich habe das mit der Sekretärin von Břetislav Janík immer per Email korrespondiert und habe gefragt, ob er mit der Umzeichnung, die ich zuerst gemacht hatte, einverstanden war und ob sie ihm gefällt. Das ging immer über zwei Ecken. Wir haben uns erst direkt kennen gelernt, bei dem Andruck-Termin am 3. November.“

„Taufe“ der Briefmarke  (Foto: Archiv des Nationalmuseums)
Auf alle Fälle sahen Sie beide eben bei der Taufe der Briefmarke sehr glücklich aus, es scheint also gelungen zu sein…

„Ja, ich freue mich auch sehr, dass sie ihm gefällt. Und für mich war es heute auch das allererste Mal, dass ich eine Briefmarke mit Wein getauft habe. Das habe ich noch nie gemacht.“ (lacht)