Storch-Sterben in Tschechien - langer Winter und Hochwasser tragisch für Vögel

Weißstorch (Foto: Archiv Radio Prag)

Erst der lange Winter, dann wochenlang Regen: Auch wenn mittlerweile der Sommer uns dafür entschädigt, werden nun die Folgen in der Tierwelt sichtbar. Tschechische Naturschützer sprechen von einem tragischen Jahr vor allem für Vögel – und ganz besonders für Störche.

Weißstorch  (Foto: Archiv Radio Prag)
Der Weißstorch gilt als eines der Symbole in der tschechischen Landschaft. Rund 900 Horste des großen Vogels haben die Ornithologen hierzulande gezählt, allerdings sind längst nicht alle besetzt. Doch dieses Jahr spielten sich in den besetzten Horsten stille Dramen ab. Jaroslav Cepák ist stellvertretender Vorsitzender der Tschechischen ornithologischen Gesellschaft:

„Die katastrophalen Regenfälle zu Ende Mai und Anfang Juni fielen genau in die wichtigste Nistzeit. Das hatte tragische Folgen. Fast alle Weißstorch-Jungen verendeten. Aber auch Singvögel waren betroffen. Viele von ihnen waren schon durch den langen Winter beeinträchtigt, zum Beispiel Schwalben und Meisen, eigentlich alle insektenfressenden Singvögel.“

Hochwasser 2013  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Die Tierschützer haben Ende Juli in den Hochwassergebieten Böhmens die Jungstörche gezählt. In 15 Bezirken lag die Zahl bei gerade einmal 20 Prozent des Vorjahres, in zehn weiteren Bezirken aber überlebte keines der Jungen. Ein Mitarbeiter des Tschechischen Naturschutzbundes sagte, an einen solch traurigen Anblick von leeren Storchennestern könne er sich während seiner 40-jährigen Tätigkeit nicht erinnern.

Der Storchennachwuchs erfror oder ertrank im Horst. Die Nester von am Boden oder bodennah nistenden Vögeln wurden hingegen häufig direkt von den Hochwasser führenden Flüssen und Bächen weggespült. Allein in Prag verschwanden auf diese Weise rund 300 Uferschwalben-Paare. Zudem fehlte kleineren Vogelarten auch die Nahrung.

Jaroslav Cepák  (Foto: Archiv der Tschechischen ornithologischen Gesellschaft)
„Die meisten Vögel, auch körnerfressende, füttern ihre Jungen mit Insekten. Bei kalter Witterung und Regen fliegen die Insekten aber nicht aus. Die Vögel finden also keine Nahrung“, so Cepák.

Den Vögeln helfen können die Menschen nicht wirklich. Ein Grund zu Panik sei dies jedoch nicht, sagt der Ornithologe. Die Natur sei selbst in der Lage, mit solchen Extremsituationen fertig zu werden.

„Beim Weißstorch ist die Lage zwar katastrophal, aber er ist ein langlebiger Vogel. Alle Vogelpopulationen sind von der Evolution her auf solche extremen Entwicklungen vorbereitet. Beim Weißstorch dürfte dieses eine Jahr insgesamt keine Rolle spielen. Und die Singvögel können nachträglich noch einmal nisten. Schwalben nisten zweimal im Jahr und können so die Verluste kompensieren. Das beobachten wir derzeit. Die Jungen aus den Ersatznistzeiten, die gleich nach den Regenfällen begonnen haben, verlassen gerade die Nester. Da sieht alles schon gleich viel fröhlicher aus.“

Weißstörche können im Übrigen bis zu 35 Jahre alt werden.

Autor: Till Janzer
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