Tschechien erwartet die Jahrhundert-Mondfinsternis

Mondfinsternis (Foto: skeeze, Pixabay / CC0)

Der astronomische Höhepunkt des Jahres steht bevor: Man kann die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts beobachten.

Mondfinsternis  (Foto: skeeze,  Pixabay / CC0)
Am Freitag ist Vollmond, und diesmal zeigt er sich blutrot. Der Erdtrabant wird nämlich vom Schatten der Erde verdeckt und vollständig verfinstert. Mit einer Stunde und 43 Minuten handelt es sich sogar um die längste totale Mondfinsternis des ganzen Jahrhunderts. Eine längere wird man erst im Jahr 2123 beobachten können. Der Astronom Tomáš Prosecký von der Štefánik-Sternwarte in Prag erklärt, warum das Spektakel diesmal so besonders ist:

„Eine Mondfinsternis erfolgt nur unter bestimmten Bedingungen. Der Mond muss dazu im Vollmond stehen, und zwar nahe seinem sogenannten Bahnknoten. Also dort, wo sich seine Bahn mit dem Standpunkt der Sonne überschneidet. In einem solchen Fall kommt der Mond dann in den Kernschatten der Erde, und die Mondfinsternis ist besonders lang.“

Tomáš Prosecký  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Das astronomische Ereignis sei heutzutage aber eher für Schaulustige und Fotografen interessant. Für Wissenschaftler habe das Ereignis keine besondere Bedeutung mehr, sagt der Astronom:

„Das war in der Geschichte anders: Nachdem man im antiken Griechenland das Prinzip der Mondfinsternis begriffen hatte, nämlich dass der Mond von der Erde bedeckt wird, erkannte man aus der Form dieses Schattens, dass die Erde kugelförmig ist und etwa viermal größer als der Mond. Ich glaube aber, dass die bevorstehende Finsternis visuell so attraktiv sein wird, dass auch meine Kollegen ihre Augen vom Computer wegbekommen und nach oben schauen. Ansonsten machen sie ja nichts anderes als pure Forschung.“

Mondfinsternis  (Foto: skeeze,  Pixabay / CC0)
Seit jeher wurden Verfinsterungen von Himmelskörpern nicht nur beobachtet, sie fanden auch Eingang in sämtliche Chroniken:

„Besonders Sonnenfinsternisse wurden in der Vergangenheit oft beschrieben, zum Beispiel in China bereits im 3. Jahrtausend vor Christus. Da sich die Finsternisse übrigens relativ gut berechnen lassen, ist heute noch etwas anderes ganz gut möglich. Anhand eines Vergleichs der Berechnungen mit den Eintragungen in den historischen Quellen kann man bestimmte Ereignisse relativ genau datieren.“

In den böhmischen Ländern wurde erstmals im 12. Jahrhundert über eine Mondfinsternis berichtet:

Štefánik-Sternwarte  | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International
„Die erste Erwähnung findet man in der Kosmas-Chronik. Demnach fand eine Mondfinsternis im Frühling 1122 statt.“

Aus der Geschichte nun zurück in die Gegenwart. Die bevorstehende Mondfinsternis wird laut Prosecký von jedem Standort in Tschechien gut sichtbar sein, falls das Wetter nicht dagegen spielt. In der Prager Štefánik-Sternwarte bereitet man sich auf ein großes Interesse der Öffentlichkeit vor:

„Die Besucher können die Mondfinsternis durch unsere Teleskope beobachten, dazu bieten wir ihnen einen fachlichen Vortrag an. Wir haben die Öffnungszeit verlängert, um das ganze Spektakel genießen zu können. Die Sternwarte ist von neun Uhr abends bis Mitternacht geöffnet.“

Autoren: Markéta Kachlíková , Martina Bílá
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