Tschechiens Minibrauereien weiter auf dem Vormarsch

Foto: Archiv des Bierfestivals

In der Bierindustrie – einer typisch tschechischen Branche – ist eine Gruppe von Produzenten weiter auf dem Vormarsch: die Minibrauereien. Ihre Zahl ist binnen kurzer Zeit auf über 200 gestiegen, und an diesem Wochenende veranstaltet der Verband der Minibrauereien sein bereits drittes Festival in einem repräsentativen Park der Prager Burg.

Foto: Archiv des Bierfestivals
In punkto Menge und Qualität haben die Minibrauereien zuletzt den größten Sprung nach vorn gemacht. Und ihre Zahl nimmt ständig zu, bestätigt der Präsident des Böhmisch-Mährischen Verbandes dieser Gruppierung, Jan Šuráň:

„Die Minibrauereien schießen wie Pilze aus dem Boden. Im vergangenen Jahr hat ihre Zahl um offiziell 49 Brauhäuser zugenommen, in diesem Jahr sind 22 weitere hinzugekommen. Damit ist die Gesamtzahl dieser Brauereien in Tschechien auf bereits 230 gestiegen.“

Jan Šuráň  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Aufgrund dieser Entwicklung hatte der Verband schon vor gut zwei Jahren beschlossen, dass sich die Minibrauereien nun auch der breiten Öffentlichkeit zeigen sollten. Dazu wurde im Jahr 2012 ein Festival aus der Taufe gehoben, und das Motiv dahinter sei ebenso außergewöhnlich, sagt Šuráň:

„Es ist ein völlig anderes Event als 99 Prozent der Bierfeste, Jahrmarkte und verschiedensten Aktionen, die in ganz Tschechien stattfinden. Es ist ein Festival der Bierverkostung und der Präsentation der Minibrauereien.“

Foto: Archiv des Bierfestivals
Von den 73 Mitgliedern, die dem Verband angehören, werden sich 68 Brauereien dem Publikum vorstellen. Hinzu kommen noch zwei weitere kleine Produzenten, so dass am Freitag und Samstag dieser Woche insgesamt 70 Brauhäuser mit je zwei verschiedenen Bieren auf sich aufmerksam machen wollen. Außergewöhnlich ist zudem der Austragungsort des Festivals – eine Parkanlage auf dem Gelände der Prager Burg. Die Idee dazu sei durch den guten Kontakt zum ehemaligen Kanzleichef von Ex-Präsident Václav Klaus entstanden, erläutert der Vizepräsident des Verbandes, Jan Kočka, und ergänzt:

Foto: Archiv des Bierfestivals
„Ein Bierfest in Tschechien, das bedeutet sehr oft: das Bier fließt in Strömen und es gibt viele betrunkene Leute. Wir aber haben sofort klar gemacht: Unser Festival wird anders! Anfangs herrschte zwar noch etwas Skepsis, aber schon von unserer ersten Veranstaltung zeigten sich die Herren von der Burg sehr angetan. Daraufhin vereinbarten wir eine zweite Auflage und von da an sind wir dort geblieben.“

Die Inspiration für ihre wiederentdeckte Experimentierfreude hätten die tschechischen Brauer um die Jahrhundertwende durch viele Impulse aus dem Ausland erhalten. Zudem habe der EU-Beitritt Tschechiens im Jahr 2004 wesentlich dazu beigetragen, dass die tschechischen Bierproduzenten nun auch aus erster Hand von der Mannigfaltigkeit der belgischen Braukunst oder durch die Medien vom reichhaltigen Bierangebot in den Vereinigten Staaten erfahren konnten. Ein weiterer Grund für die gestiegene Nachfrage an Spezialbier und Biermixgetränken sei der sich wandelnde Lebensstil, so Kočka:

„Heute haben die Menschen fast alle ein Handy und via Skype können sie schon mit jeder x-beliebigen Person am anderen Ende der Welt telefonieren. Auf der anderen Seite wollen immer mehr Leute einfach abschalten und zum Beispiel nur in den Wald gehen. Meiner Meinung nach wird sich der Trend fortsetzen, stetig neue Ruhepunkte setzen zu wollen. Dazu gehört dann auch, dass eine steigende Zahl von Menschen auf dem Land entspannen will, und sei es durch eine Radfahrt oder Wanderung in das nächste Dorf, in dem es eine Minibrauerei gibt.“

Die 230 Minibrauereien in Tschechien sind über das ganze Land verstreut. 70 von ihnen können Bierfreunde und Interessenten jetzt beim Festival auf der Prager Burg kennenlernen, und zwar am Freitag von 14 bis 20 Uhr und am Samstag von 10 bis 20 Uhr.