Tschechischer Fußball im Zwielicht: Freude über U 19-Halbfinale - Ärger in der Türkei

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Der tschechische Fußball ist nur zwei Wochen nach dem Ende der Weltmeisterschaft in Deutschland wieder in aller Munde - sowohl positiv als auch negativ. Womit und weshalb, dazu mehr im Beitrag von Lothar Martin.

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Die Fußball-Weltmeisterschaft gehört seit zwei Wochen der Vergangenheit an und andere Sportarten wie die Leichtathletik, Radfahren oder Wassersportdisziplinen haben nun das Sagen. Möchte man meinen. Aber auch in Tschechien, wo das frühzeitige Vorrunden-Aus der Nationalkicker eigentlich für Ernüchterung gesorgt hat, ist man froh, dass das beliebte Ballspiel recht bald seine Fortsetzung findet. Denn schon am kommenden Samstag wird mit der Partie des Rekordmeisters Sparta Prag gegen den Aufsteiger SK Kladno die neue Ligasaison gestartet. Und vielleicht kann man ja bis dahin etwas feiern, was man hierzulande insgeheim von den eigenen Elitekickern in Deutschland erhofft hatte - einen Finaleinzug. Dieser liegt nämlich durchaus im Bereich des Möglichen für die jungen tschechischen Auswahlfußballer bis 19 Jahre, die sich bei der Europameisterschaft ihrer Altersklasse in Polen nach einem 2:0-Sieg über den Gastgeber im abschließenden Vorrundenspiel als Gruppensieger für das Halbfinale qualifiziert haben. In diesem treffen sie am Mittwoch auf die Vertretung Schottlands, so dass ihnen bei einem Sieg die Finalteilnahme gegen den Gewinner der zweiten Halbfinalbegegnung zwischen Spanien und Österreich winkt. Über den nach dem Sieg über Polen bereits feststehenden Medaillegewinn seiner Schützlinge freute sich auch U 19-Auswahltrainer Miroslav Soukup:

"Selbstverständlich wurde auch das Spiel gegen Polen wieder durch einige Dinge entschieden, zum Beispiel durch die Tatsache, dass wir uns mehrere Torchancen erarbeitet und zwei davon genutzt haben. Solch gute Möglichkeiten wie wir hatten die Polen nicht. Wir sind sehr froh darüber, dass es uns mit diesem Sieg gelungen ist, gleich zwei Ziele zu erfüllen - die Qualifikation für die U 20-WM in Kanada und den Gewinn einer Medaille. Welche es am Ende werden wird, darüber wird uns schon das Spiel am Mittwoch Aufschluss geben."

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Antworten auf einen erschütternden Vorwurf sollen dieser Tage auch drei tschechische Fußballer geben, die bis zum Ende der abgelaufenen Saison 2005/06 ihr Geld in der Türkei verdient haben. Und zwar die Spieler Jiri Homola, Jiri Masek und Zdenek Senkyrik, die in einem von der türkischen Tageszeitung "Hürriyet" veröffentlichten Artikel beschuldigt werden, sich bestechen haben zu lassen. Der Vorwurf an diese drei Akteure sowie den Ungarn Balasz Toth, die als Quartett beim türkischen Erstligisten Malatyaspor unter Vertrag standen, lautet, ein 100.000 Euro-Angebot des Ligakonkurrenten Denizlispor angenommen zu haben mit der Verpflichtung, dazu beizutragen, dass Malatyaspor sein letztes Punktspiel verliert und Denizlispor so noch die Chance erhalte, die Klasse zu sichern. Malatyaspor verlor tatsächlich das Match gegen Gaziantepspor durch ein Eigentor des Türken Ömer mit 0:1, während sich Denizlispor noch vor dem Abstieg retten konnte. Im Schatten des aufgedeckten Fußballskandals in Italien keine erfreuliche Meldung, die allerdings von den drei tschechischen Spielern heftig bestritten und als unwahr gegeißelt wurde. Jiri Masek reagierte deshalb auch sehr deutlich auf die im Raum stehende Beschuldigung:

"Das ist ein Vorwurf aus heiterem Himmel und ich weiß nicht, wer so etwas behaupten konnte. Damit haben wir absolut nichts zu tun, aber man versucht hier offensichtlich ein Problem auf in der Türkei spielende Ausländer abzuwälzen. Wir aber haben ein reines Gewissen. Daher fürchte ich mich auch nicht, aber wir wollen das nicht auf uns sitzen lassen, sondern nun Rechtsmittel einschalten. Das muss vor ein Gericht gebracht werden, denn was in dem dortigen Dschungel alles ausgebrütet wird, das lassen wir uns nicht gefallen."

Bleibt also nur zu hoffen, dass auch im vermutlichen türkischen Fußballsumpf recht schnell Licht in das Dunkle gebracht wird.

Autor: Lothar Martin
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