Tschechischer Premier zu Besuch in Bulgarien

Vladimir Spidla und Simenon Sakskoburggotski, Foto: CTK

Wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten, ist am Donnerstag der tschechische Premier Vladimir Spidla zu einem zweitägigen Besuch nach Bulgarien gereist. Über einige Themen seiner Unterredungen mit bulgarischen Partnern berichtet Jitka Mladkova:

Vladimir Spidla und Simenon Sakskoburggotski,  Foto: CTK
In den bilateralen Beziehungen zwischen Tschechien und Bulgarien gebe es langfristig keine offenen Fragen und ihre Kontakte seien als sehr freundschaftlich zu bezeichnen. Darauf einigten sich in ihren Stellungnahmen auf einer Pressekonferenz in Sofia die Ministerpräsidenten beider Länder, Vladimir Spidla und Simenon Sakskoburggotski. Beide Seiten bekundeten ihr gemeinsames Interesse, die gegenseitige Zusammenarbeit weiter auszubauen, wofür es in mehreren Bereichen - wie es ebenfalls auf der Pressekonferenz verlautete - gute Voraussetzungen gibt. Neben der Unterstützung Bulgariens in seinen Reform- bzw. Transformationsbemühungen, darunter auch Vorbereitungen auf den NATO- und EU-Beitritt mit dem deklarierten gemeinsamen Ziel der Stärkung der euroatlantischen Zusammenarbeit, ist Tschechien auch an einer Kooperation mit Bulgarien im Wirtschaftsbereich höchst interessiert. Premier Spidla wie auch Industrie- und Handelsminister Milan Urban sprachen auf einem Unternehmerforum, das am Donnerstag in Sofia stattfand, über mögliche Zusammenarbeit in der Energiewirtschaft und im Verkehrswesen und Umweltschutz. Im erstgenannten Bereich sei Tschechien bereit - so Minister Urban - eine Kooperation beim Fertigbau des Atomkraftwerks in Belene sowie bei der Modernisierung des AKWs Kozloduj zu realisieren. Dieses Angebot würde die tschechische Regierung durch exklusive Kreditbedingungen und entsprechende Garantien unterstützen, informierte diesbezüglich Urban.

Auf dem Programm von Premier Spidla stand u.a. auch ein Treffen mit tschechischen Landsleuten im Masaryk-Haus in der bulgarischen Hauptstadt. Zahlenmäßig stellen die Tschechen in Bulgarien nur eine kleine Gemeinschaft dar - offiziell geht es um etwa ein Tausend Personen, die entweder erst nach dem 2.Weltkrieg durch Heirat oder auf eine andere Weise nach Bulgarien gekommen waren, oder diejenigen, die sich auch in der dritten bzw. vierten Generation durch ihre tschechische Abstammung als Tschechen fühlen. Immerhin, die Präsenz der Tschechen in Bulgarien kann auf eine wesentlich ältere Tradition zurückblicken. Dazu ein Telefonbericht aus Sofia von Jaromir Marek aus der tschechischen Redaktion von Radio Prag:

"Direkt hier in Sofia existiert einer der wohl ältesten Vereine der im Ausland lebenden Tschechen in Europa überhaupt, und zwar der so genannte Tschechoslowakische Klub. Gegründet wurde er bereits im Jahre 1892 und fungiert als solcher bis heute. Eben hier - im Masaryk- Haus - traf sich Premier Spidla mit etwa 70 Vertretern der in Sofia lebenden Tschechen. Die Rekonstruktion des Hauses hat die tschechische Regierung unlängst mit 700 000 Kronen, etwa 23 000 Euro, unterstützt."

Als Geschenk für die Landsleute brachte Spidla mehrere Dutzend Bücher, darunter auch "Die Regeln der tschechischen Rechtschreibung" Mit. Eine tschechische Schule im wahrsten Sinne des Wortes gibt es in Bulgarien nicht mehr. Diejenigen, die ihre tschechischen Wurzeln auch durch Tschechisch-Kenntnisse stärken wollen oder aus einem anderen Grund Tschechisch lernen wollen, können nur eine einzige Schule in der bulgarischen Hauptstadt besuchen. Diese hat zwar das Attribut "tschechisch" in ihrem Namen, aber Tschechisch kann man eigentlich nur zweimal pro Woche in einem Interessenzirkel lernen. Spidlas Mitbringsel hat wahrscheinlich Freude gemacht.