Überraschender Fund bei Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser

Frantisek Gottlieb

Das Hochwasser hat in den vergangenen Wochen vielerorts für so manche böse Überraschung gesorgt. Eine Überraschung der angenehmen Art kam nun bei Aufräumarbeiten im Keller eines Hauses in Prag-Smichov zum Vorschein. Dort fand einer der freiwilligen Helfer die Hinterlassenschaft des tschechischen Schriftstellers Frantisek Gottlieb. Katrin Sliva berichet:

Drei Kisten voller Aufzeichnungen waren es, die einen Mann, der bei Aufräumarbeiten in einem vom Hochwasser betroffenen Gebäude im Prager Stadtteil Smichov half, aufmerksam werden ließen. Die Kisten lagen im Keller zwischen allerlei anderen Gegenständen, die vom Schlamm verschmutzt und somit kaum zu identifizieren waren. Statt sie jedoch wie die anderen, wertlos gewordenen Gegenstände in den Müllcontainer zu werfen, übergab der Helfer die Kisten samt durchweichtem Inhalt dem Museum für nationales Schrifttum in Prag-Strahov. Dort stellte man fest, dass es sich um die Hinterlassenschaft des Schriftstellers und Dichters Frantisek Gottlieb handelt. Frau Jaroslava Kroupova vom Bezirksamt des Prager Stadtteils 5, das rechtmäßiger Besitzer des Fundes ist und auch bleibt, sofern sich innerhalb eines Jahres kein Nachkomme meldet, der das Erbe in Anspruch nimmt, äußerte sich dazu, warum dieser Fund eine solche Überraschung war:

"Meines Erachtens war nicht bekannt, dass Gottlieb noch etwas geschrieben hatte. Ich wusste beispielsweise noch nicht einmal, dass er in diesem Haus in Prag-Smichov gelebt hatte. Es wurde offensichtlich etwas gefunden, von dessen Existenz niemand wusste. Gottlieb ist im Jahre 1974 gestorben und die Hinterlassenschaft blieb im Keller des Hauses, in dem er gewohnt hat, bis es nun zum Vorschein kam. Also hatte das Hochwasser auch etwas Gutes."

Frau Kroupova gibt weiter Auskunft darüber, was mit dem unverhofften Schatz inzwischen geschehen ist:

"Als sich ein Mitarbeiter des Museums für nationales Schrifttum mit uns in Verbindung setzte, vereinbarten wir, dass wir die gefundenen Aufzeichnungen vom Schlamm befreien, was dann direkt hier auf dem Rathausplatz in die Tat umgesetzt wurde. Anschließend wurden sie in die Gefrieranlagen in Mochov gebracht, wo sie nun zwischen vielen anderen wertvollen Schriftstücken und Büchern auf ihre Restaurierung warten."

Man darf gespannt sein, was der Schriftsteller jüdischen Ursprungs, der 1939 nach Palästina emigriert war und später einige Zeit als Delegierter der UNO in Paris und New York lebte, uns mit seinen Aufzeichnungen hinterlassen hat. Vielleicht einen unveröffentlichten Roman, eine Novelle oder Erzählung, in der sich, wie in "Zivoty Jiriho Kahna" (deutsch: Die Leben des Jiri Kahn), der jüdische Hintergrund des Autors niederschlägt und die Reihe seiner Werke schließt?