Verkehrsministerium will Abbiegen bei Rot und 140 km/h testen

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Auch in Tschechien wird der Straßenverkehr immer dichter. Die Staus nehmen zu, besonders in stark frequentierten Innenstädten. Verkehrsminister Dan Ťok will nun gegensteuern: An Ampelkreuzungen plant er die Möglichkeit des Rechtsabbiegens auch bei Rot, auf Autobahnen soll man künftig 140 Stundenkilometer fahren dürfen.

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In Österreich liegt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen bei 130 Kilometern pro Stunde. Seit dem 1. August läuft im südlichen Nachbarland von Tschechien jedoch ein Experiment: Auf zwei Abschnitten der A1 zwischen Wien und Salzburg darf man ein Jahr lang 140 Stundenkilometer fahren. Dabei werden auf diesen Teilstücken relevante Daten wie Luftqualität, Lärm, Durchschnittsgeschwindigkeit und Anzahl der Verkehrsunfälle gemessen. Laut dem österreichischen Automobilclub (ÖAMTC) entspricht die Geschwindigkeitserhöhung dem Wunsch der Mehrzahl der Österreicher. Eine ähnliche Lösung kann sich auch Verkehrsminister Dan Ťok (parteilos, für Ano) für die tschechischen Autobahnen vorstellen. Vor kurzem weilte er zu Verhandlungen mit seinem österreichischen Amtskollegen Norbert Hofer im Nachbarland:

„Mich hat sehr interessiert, welche Erfahrungen die Österreicher mit der Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern auf Autobahnen bereits gemacht haben. Mein Ministerkollege teilte mir mit, dass man die Höchstgeschwindigkeit dauerhaft erhöhen werde, sollte das Experiment gut verlaufen. Für ein Drittel des österreichischen Autobahnnetzes gilt dies jedoch nicht, weil dort bereits heute lokal bedingte Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten.“

Dan Ťok  (Foto: David Sedlecký,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Ťok und Hofer wollen den Straßenverkehr aber nicht nur schneller, sondern auch durchlässiger und umweltfreundlicher machen. Denn über Twitter teilte der Tscheche zudem mit, dass beide Verkehrsminister noch einen weiteren Modellversuch planen, und zwar an Kreuzungen. Dazu erläutert Ťok:

„Im Grunde genommen bedeutet dies, dass Auto- und Motorradfahrer auch bei Rot rechts abbiegen dürfen, wenn auf der Kreuzung kein Verkehr ist und sie auch niemanden behindern. Sie können ihre Fahrt also zügig fortsetzen. Und weil sie damit weniger Abgase ausstoßen, ist das auch ein Vorteil für die Umwelt.“

Über die Umsetzung dieses Vorhabens aber gibt es hierzulande unterschiedliche Vorstellungen. Roman Budský vom Team für Verkehrssicherheit zum Beispiel bevorzugt das deutsche Modell. Danach signalisiert ein vor der Kreuzung statisch angebrachter grüner Pfeil dem Verkehrsteilnehmer, dass er an dieser Kreuzung auch bei Rot rechts abbiegen darf. Dies gelte aber in Polen, Frankreich und eben besonders in Deutschland nur an Kreuzungen, die für den Fahrer gut einsehbar sind. Bei einer Anwendung dieser Regelung in Tschechien sollte überdies ein Stoppschild angebracht werden, damit der Fahrer dazu genötigt wird, vor dem Abbiegen noch kurz anzuhalten, meint Budský.

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Minister Ťok hingegen priorisiert das amerikanische Modell. In den USA könne man an jeder Kreuzung bei Rot rechts abbiegen, und nur dann nicht, wenn es durch ein Verkehrszeichen ausdrücklich verboten wird. In den Staaten hätte man mit dieser Lösung sehr gute Erfahrungen gemacht, und die tschechischen Fahrer seien nicht schlechter als die amerikanischen, begründet Ťok seinen Standpunkt.

Vor einer eventuellen Umsetzung beider Vorhaben will Ťok jedoch eine grundlegende Diskussion mit Experten und der Verkehrspolizei führen. Die dann möglichen Veränderungen in der Straßenverkehrsordnung werden so nicht vor Ende des Jahres 2019 kommen, sagt der Minister.