Versprechen nach Bau einer Eisschnelllauhalle geht in nächste Runde

Visualisierung der Eisschnelllauhalle in Nové Město na Moravě (Quelle: ČT24)

Martina Sáblíková ist ein Phänomen. Im Eisschnelllauf gewinnt die 31-Jährige weiter einen WM-Titel nach dem anderen, und das, obwohl sie im Ausland trainieren muss. Der Bau eines überdachten Eis-Ovals wurde ihr schon mehrfach versprochen, doch nichts ist bislang passiert. Jetzt sei ein neuer Standort im Gespräch, informierte der Tschechische Rundfunk in seinen Inlandssendungen. Es war ein Bericht von Redakteur Martin Karlík, der früher mehrere Jahre lang auch bei Radio Prag mitgearbeitet hat.

Visualisierung der Eisschnelllauhalle in Nové Město na Moravě  (Quelle: ČT24)

Martina Sáblíková | Foto: Bjarte Hetland,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0
Martina Sáblíková ist die weltbeste Eisschnellläuferin der letzten Dekade auf den Langstrecken. Sie ist dreifache Olympiasiegerin und 20-malige Weltmeisterin – dafür müsste man ihr hierzulande eigentlich zu Füßen liegen. Sie trainiert aber weiterhin im Ausland, weil es in Tschechien kein überdachtes Eis-Oval für Eisschnelllauf gibt. Warum eigentlich nicht?

„Es ist in der Tat so, dass man Martina Sáblíková schon mehrfach versprochen hat, es werde eine Halle für Eisschnelllauf gebaut. Das erste Mal wurde ihr das im Jahr 2010 nach den Olympischen Winterspielen in Vancouver zugesagt. Das Versprechen machte ihr der damalige Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (ČSSD), Jiří Paroubek, der kurz zuvor noch Regierungschef war. Danach sollte die Sportstätte in Velký Osek entstehen, das ist ein kleiner Ort ungefähr 50 Kilometer östlich von Prag. Es gab damals auch schon einen Unternehmer, der dieses Projekt mitfinanzieren wollte. Doch dessen Firma ging in Konkurs, und deshalb ist nichts passiert. Es folgten die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi, und Martina Sáblíková sorgte mit dem Gewinn von Gold und Silber erneut für Furore. Deswegen gab man ihr das Versprechen, die Eisbahn nun in Nové Město na Moravě zu errichten. Das ist ebenso gescheitert. Schließlich wurde über die mährische Großstadt Brünn diskutiert. Doch dagegen hatten die Sportler Einwände, denn sie wollten einen Standort, der nicht im Flachland, sondern in bergiger Höhe liegt. Und nun wird über Hlinsko in Ostböhmen gesprochen.“

Petr Novák  (Foto: Pavel Petr,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Warum ist die Wahl jetzt auf diese Stadt im Kreis Pardubice gefallen?

„Petr Novák ist der Trainer von Martina Sáblíková und stammt aus der Region um Hlinsko. Novák kandidierte zuletzt auch als Kandidat der Partei Ano für den dortigen Wahlbezirk bei den jüngsten Ergänzungswahlen zum Senat. Novák wurde zwar nicht gewählt, doch er hat seine Position als Kandidat unter anderem dafür genutzt, Hlinsko als Standort der neuen Eishalle stark zu machen. Mit dem Hauptmann des Kreises Pardubice, Martin Netolický von den Sozialdemokraten, weiß Novák einen weiteren Befürworter an seiner Seite. Netolický begründet seine Zustimmung zu dem Projekt damit, dass es – ähnlich wie das Biathlonareal in Nové Město na Moravě – viele Menschen anziehen sollte. Das Eis-Oval könnte also den Tourismus in der Region ankurbeln.“

Wer aber soll beziehungsweise wird den Bau der Eishalle bezahlen?

„Der Premier und Ano-Parteichef Andrej Babiš sagte, dass er das Geld dafür irgendwie beschaffen könnte. Er sicherte die entsprechenden Mittel zu, sobald feststünde, wo und nach welchen Plänen die Eisbahn gebaut werden soll. Ob er dieses Versprechen aber auch einhält, ist schwer zu sagen.“

Wie schätzt Du das selbst ein? Wird es nun im dritten Anlauf endlich klappen, dass eine Halle für Eisschnelllauf hierzulande gebaut wird?

„Ich habe eher die Befürchtung, dass nach den nächsten Olympischen Spielen wieder über einen neuen Standort gesprochen wird. Und dass sich das Ganze solange fortsetzen wird, bis Martina Sáblíková eines Tages in Rente geht.“

Also kann Deiner Meinung nach Martina Sáblíková auch nicht wenigstens mit einer fertiggebauten Halle rechnen, wenn sie einmal als Trainerin arbeiten möchte?

„Ganz genau, leider.“

Autor: Lothar Martin
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