Wechsel im tschechischen Einzelhandel: Rewe kommt für Delvita

"Leben heißt Veränderung" oder "Wandel bringt neues Leben" - diese Erfahrung muss in jüngster Zeit auch immer häufiger der tschechische Einzelhandelskunde machen. Denn nach dem Ausstieg von Julius Meinl, Carrefour und Edeka will nun auch Delvita den tschechischen Markt verlassen. Den Platz des belgischen Konzerns soll nun die deutsche Rewe-Gruppe übernehmen.

"Die Möglichkeiten zur Expansion in ihren Heimatländern sind für die führenden Handelsunternehmen begrenzt, die Marktanteile sind bereits sehr hoch. Eine weitere Expansion im Inland ist oft nur durch Veränderungen bei anderen Marktteilnehmern möglich, eine sehr aufwändige und teure Angelegenheit. Die andere Möglichkeit ist somit das Ausweichen auf Wachstumsmärkte,"

erklärte Alain Caparros, der Direktor der deutschen Rewe-Gruppe, vor rund einem halben Jahr gegenüber Radio Prag. Und siehe da, Deutschlands zweitgrößter Handelskonzern Rewe, macht sein Vorhaben wahr und wird seinen Marktanteil in Tschechien auf knapp 15 Prozent ausbauen. Und zwar durch die Übernahme von 96 Supermärkten der belgischen Delhaize-Gruppe, die in Tschechien derzeit noch unter dem Namen Delvita betrieben werden. Für den Kauf der Delvita-Märkte muss der Kölner Konzern schätzungsweise 100 Millionen Euro hinblättern. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will Rewe den Großteil der Delvita-Märkte auf Billa umstellen. Das ist die Supermarktkette, unter der Rewe im Ausland firmiert. Mit über 170 Märkten werde Billa dann zur Nummer 1 im Supermarkt-Segment Tschechiens aufsteigen, frohlocken die Kölner. Das bedeutet, dass sich die Kräfteverhältnisse auf dem tschechischen Kleinhandelsmarkt weiter verschieben. Wie, dazu sagte Zdenek Skala von der Firma Incoma Research:

"Hier bildet sich eine Gruppe von sehr starken Unternehmen heraus, die einen jährlichen Erlös von über 30 Milliarden Kronen erzielen. Die weiteren Gesellschaften, die auch nicht gerade zu den kleinsten gehören, haben bereits einen gehörigen Abstand."

Zur Gruppe der fünf Großen im tschechischen Einzelhandel zählen neben Rewe Marktführer Makro Cash&Carry, die Schwarz-Gruppe mit dem Supermarkt Kaufland und Discounter Lidl, die niederländische Gesellschaft Ahold mit ihren Vertretern Hypernova und Albert sowie die britische Firma Tesco Stores. Alle fünf Unternehmen decken nach der Delvita-Übernahme durch Rewe den tschechischen Markt zu vier Fünfteln ab, die verbleibenden 20 Prozent teilen sich Tengelmann, Globus und Spar.

An den Verkauf ihrer Delvita-Märkte hat die Delhaize-Gruppe jedoch die Bedingung geknüpft, dass alle 3800 Arbeitnehmer, die von ihr beschäftigt wurden, von Rewe übernommen werden müssen. Und das tschechische Kartellamt muss dieser Übernahme auch erst zustimmen. Angesichts der Tatsache, dass sich der Marktanteil von Rewe selbst dann nicht von der übrigen Konkurrenz abhebt, gilt die Zustimmung allerdings nur als Formsache. Zdenek Skala ist außerdem überzeugt davon, dass der Weggang von Julius Meinl, Carrefour, Edeka und nun Delvita noch nicht die letzte Veränderung auf dem hiesigen Kleinhandelssektor gewesen sein muss:

"Die Anzahl der Handelsketten, die in Tschechien konkurrenzfähig sind, ist nach wie vor hoch. Daher wird dieser Trend sicher noch einige Zeit anhalten. Aber auf einem gewissen Niveau sind wir jetzt schon angelangt."

Das trifft auch auf den Bereich der Drogeriemärkte zu, wo die größte deutsche Handelskette Schlecker den tschechischen Konkurrenten Droxi kaufen will. Mit dem Erwerb von Droxi wird Schlecker auch in Tschechien zum Marktführer aufsteigen. Derzeit ist Schlecker erst mit 19 Drogerien in Tschechien vertreten.