Welt-Aids-Tag: Werden die Tschechen unvorsichtig?

Foto: World Bank Photo Collection on Foter.com / CC BY-NC-ND

Moderne Medikamente nehmen Aids und HIV ihren Schrecken, die Behandlung in Tschechien ist gut. Doch das birgt Gefahren.

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Ein Schock ist es schon, doch es muss auch danach weitergehen. So beschreibt Petr Sobek sein Leben nach der Diagnose:

„Ich bin ganz zufällig darauf gekommen. Ich bin krank geworden und hatte ungewöhnlich hohes Fieber, mein ganzer Rachenraum war entzündet. Meine Hausärztin hat mir zahlreiche Antibiotika verschrieben, die aber nicht anschlugen. Als sie dann nicht mehr weiter wusste, hat sie mich zu einem Spezialisten geschickt. Der hat dann festgestellt, dass ich positiv bin.“

Petr Sobek ist einer von rund 2500 HIV-Patienten in Tschechien, seit 13 Jahren ist er in Behandlung. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Erkrankten hierzulande sprunghaft angestiegen. Betroffen von der Autoimmunerkrankung sind vor allem die klassischen Risikogruppen, also homosexuelle Männer und Großstädter. Das bestätigt auch Vratislav Němeček vom nationalen Referenzlabor für HIV und Aids:

Vratislav Němeček  (Foto: Archiv des staatlichen Gesundheitsamtes)
„Rund 50 Prozent der insgesamt rund 2500 Fälle sind in Prag registriert, besonders betroffen ist auch der Kreis Mittelböhmen. Die wenigsten Fälle haben wir hingegen im Kreis Vysočina gezählt.“

Natürlich sei die Dunkelziffer höher, so Němeček. Viele würden von ihrer Infektion schlicht nichts ahnen.

In Behandlung befinden sich derzeit nur 70 Prozent der registrierten Fälle. Das hat verschiedene Gründe, wie Marek Malý vom staatlichen Gesundheitsamt erläutert:

„Ein Teil der uns bekannten Patienten befindet sich im Ausland und lässt sich im Idealfall dort auch behandeln. Es gibt aber auch eine relativ große Gruppe von Patienten, die zwar von ihrer Krankheit weiß, eine Behandlung aber bewusst ablehnt.“

Dabei versprechen moderne Medikamente trotz der Erkrankung eine hohe Lebensqualität und vor allem Lebenserwartung. Nach einem halben Jahr ist laut den Ärzten auch wieder ungeschützter Geschlechtsverkehr möglich, ohne dass für den Partner eine Ansteckungsgefahr besteht. Man muss die Therapie nur konsequent durchziehen.

Foto: Sean Michael Ragan,  CC BY 2.0
Angesichts dieser medizinischen Erfolge hat die Krankheit mittlerweile einen Teil ihres Schreckens verloren. Das aber zu Unrecht, unbehandelt ist HI-Virus nach wie vor eine Gefahr. Die tschechische Aidshilfe ruft deshalb dazu auf, sich regelmäßig testen zu lassen. Der Test ist in Tschechien kostenlos, und das Ergebnis bekommt man in rund einer Woche. Zudem gibt es die Möglichkeit eines Schnelltests, der aber nicht von den Kassen erstattet wird. Robert Hejzák ist Vorsitzender der Aidshilfe:

„Für mögliche Betroffene ist der Test ein erster Schritt zu einem nahezu gesunden Leben. Nur so weiß man, ob eine Behandlung nötig ist. Nur so kann man gegebenenfalls seine bisherige Lebensqualität erhalten, und das auch sexuell.“

Jiří Pavlát  (Foto: Adéla Paulík Lichková)
Eine weitere Organisation, die sich hierzulande dem Kampf gegen HIV und Aids verschrieben hat, ist Dum svetla, zu Deutsch etwa Haus des Lichts. Sie organisiert zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember landesweit Aktionen, bei denen sie auf die Gefahren der Krankheit aufmerksam macht. Jiří Pavlát leitet den Verein:

„Wir organisieren seit vielen Jahren schon thematische Trambahnen und Oberleitungsbusse in den Städten. Dort bekommt man Präventions-Päckchen mit Kondomen, Gleitcreme und Einladungen zum Aids-Test.“