Widerstand und Engagement – Konferenz der Ackermann-Gemeinde

Foto: Martina Schneibergová

Die „Bedeutung der Bedeutungslosen“ – das war das Thema einer tschechisch-deutschen Konferenz, die am vergangenen Wochenende in Prag stattfand. Vorgestellt wurden hierzulande wenig bekannte sudetendeutsche Christen, die ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime mit dem Leben bezahlt haben. Zudem war von Menschen die Rede, die heute am Rande der Gesellschaft leben.

Ausstellung  „Zeugen für Menschlichkeit“  (Foto: Martina Schneibergová)
Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tschechien und aus Deutschland trafen bei der Konferenz in Prag zusammen. Veranstaltet wurde sie von der tschechischen Schwesterorganisation der sudetendeutschen christlich orientierten Ackermann-Gemeinde. Der Höhepunkt der Tagung war die Eröffnung einer Ausstellung mit dem Titel „Zeugen für Menschlichkeit“ im Kloster Emmaus. Sie dokumentiert den christlichen sudetendeutschen Widerstand gegen Hitler. Aber auch brennende Themen der Gegenwart kamen auf den Tisch – wie die Stellung der Roma in der Gesellschaft oder das Verhalten gegenüber Flüchtlingen. Vorgestellt wurden unter anderem das von der tschechischen Regierung geförderte Projekt „HateFree Culture“ sowie eine Initiative, die sich um in Prag lebende Flüchtlinge kümmert. Maria Schossig aus Deutschland stellte eine weitere Initiative vor, die sich gegen Antiromaismus wendet:

Maria Schossig  (Foto: Martina Schneibergová)
„Wir sind eine kleine Initiative aus Dresden, die sich mit der Geschichte der Sinti und Roma beschäftigt. Wir setzen uns heute dafür ein, dass Roma in Deutschland würdig leben können. Wir haben auch viele Kontakte nach Tschechien und kooperieren mit zahlreichen Initiativen dort, um zur Verbesserung der Situation der Roma beizutragen. Wir arbeiten mit der Initiative ,Konexe‘ in Nordböhmen zusammen. In Tschechien haben wir uns schon einige Mal getroffen, diskutiert und gemeinsam Konferenzen veranstaltet.“

Nach der Konferenz erklärte Maria Schossig:

„Ich war sehr positiv überrascht, dass so intensiv über Flüchtlinge und Roma diskutiert wird. Denn wir hören nicht viel Gutes in Deutschland, was die Situation der Geflüchteten oder der Roma betrifft. Darum fand ich es jetzt sehr gut, dass es so viel Engagement gibt.“

Petr Křížek  (Foto: Martina Schneibergová)
Petr Křížek ist Vizevorsitzender der tschechischen Ackermann-Gemeinde. Er ging auf das Motto der Tagung ein. Die Bedeutung der Bedeutungslosen sehe er in dreierlei Hinsicht, sagte er:

„Erstens geht es um die Bedeutung der Bedeutungslosen für mich selbst. Ich kann mir die Fragen stellen, wie mein Leben aussieht, ob ich meinen Überzeugungen treu bleibe. Zweiten geht es um die Bedeutung für meine Umgebung in der Gegenwart. Und drittens sehe ich die Bedeutung der Bedeutungslosen im Sinne unserer Konferenz in deren Bedeutung für diejenigen, die nach uns kommen. Wir haben uns während der Konferenz auf die Zeugen des 20. Jahrhunderts – auf die scheinbar Bedeutungslosen – konzentriert und uns mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs beschäftigt. Dabei haben ging es um jene, die in ihrem Widerstand gegen das NS-Regime der Wahrheit und Christus gegenüber treu geblieben sind. Wir haben uns aber auch mit den scheinbar Bedeutungslosen getroffen, die sich heute für diejenigen einsetzen, die vernachlässigt, ausgestoßen oder von der Gesellschaft mit Missbilligung betrachtet werden. Diese engagierten Menschen sind die Bedeutungslosen, deren Bedeutung wir wahrnehmen und hoch schätzen.“

In der erwähnten Ausstellung werden mehrere Beispiele für den christlichen sudetendeutschen Widerstand gegen Hitler vorgestellt. Mehr dazu bringen wir in der nächsten Ausgabe unseres Kapitels aus der tschechischen Geschichte.