Zu viele Konflikte in Schulen - Bildungsminister beruft eigenen Ombudsmann

Das illustrative Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Am Montag beginnt in Tschechien ein neues Schuljahr. Etwa 116.000 Kinder werden dabei neu eingeschult. Sie kommen in ein Umfeld, in dem sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr Problemen ergeben haben. Zum Beispiel nehmen die Beschwerden über Mobbing zu. Um diesen Entwicklungen zu begegnen, hat Bildungsminister Marcel Chládek einen speziellen Ombudsmann berufen.

Bildungsminister  Marcel Chládek  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Bildungsminister Marcel Chládek kann man nicht nachsagen, dass er sich in seiner Materie nicht auskennen würde. Bevor er sich ab 2008 ausschließlich seiner politischen Karriere widmete, war er elf Jahre lang Grundschullehrer und vier Jahre in der Erwachsenenbildung tätig. Dennoch musste der Sozialdemokrat letztens zugeben, dass ihn die Flut an Beschwerden über ungelöste Konflikte in den Schulen überrascht hat:

„In meinen bisher sieben Monaten als Minister sind auf meinem Schreibtisch so viele Eingaben gelandet, dass dies zwei bis drei Ombudsmänner beschäftigen könnte. Deshalb kam mir die Idee, einen Ombudsmann für das Schulwesen zu berufen. Dieser soll Probleme von Schulleitern, Lehrern, Eltern und Schülern lösen, also eine Art Vermittler zwischen den Konfliktparteien sein und ihnen helfen.“

Dieser Schul-Ombudsmann soll Mitte September sein Büro beziehen. Konkret handelt es sich um den ehemaligen Bildungsminister Eduard Zeman, ein Parteigänger seines Namensvetters, des tschechischen Staatspräsidenten Milos Zeman. Er erläuterte:

Eduard Zeman  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Der Ombudsmann soll sich mit jenen Angelegenheiten beschäftigen, mit denen sich die bisher zuständigen Institutionen - wie etwa die Schulinspektion oder eben das Ministerium - keinen Rat wissen, beziehungsweise wenn die Kompetenzen unklar sind oder der Beschwerdeführer mit den Entscheidungen der Institutionen unzufrieden ist. Diese Sachen sind bisher meistens auf dem Schreibtisch des Ministers gelandet.“

Derzeit türmen sich auf Chládeks Schreibtisch wohl mehrere Hundert Fälle. Im Interview für das Tschechische Fernsehen nannte der Minister aber jene Vorgänge, die für ihn besonders ausschlaggebend gewesen seien:

„Es waren zwei Probleme, die mich zur Idee des Ombudsmanns veranlasst haben. Das eine war die Beschwerde über das Mobbing an einem Schüler, wobei dieses Mobbing so versteckt geschehen war, dass keines der zuständigen Organe dies aufdecken konnte. Ich erhielt aber immer wieder dieselbe Beschwerde. Gerade der Schul-Ombudsmann sollte nachprüfen, ob diese Beschwerde berechtigt ist. Das zweite waren Schikanen vonseiten eines Schulleiters, also sogenanntes Bossing.“

Das illustrative Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
In solchen Fällen soll Schul-Ombudsmann Zeman in Zukunft sich auch vor Ort ein Bild von der Lage machen. Viele weitere Fälle sind jedoch nicht so konkret, dort wird der Vertrauensmann eher überlegen müssen, ob er zum Beispiel Gesetzesänderungen empfiehlt.

Wie aber die Kompetenzen des Schul-Ombudsmannes abgesteckt sein werden, ist noch gar nicht klar. Denn das Amt entsteht erst einmal in Eigeninitiative von Bildungsminister Chládek. Eduard Zeman hat aber bereits gesagt, dass er eine gesetzliche Verankerung seines Postens für empfehlenswert halte.