Zug zwischen Aš und Selb – Historische Strecke wird erneuert

Streckenende bei Plößberg (Foto: Mef.ellingen, Wikimedia CC BY-SA 3.0)

Ob mit dem Zug nach Prag oder auch nur auf ein Bier in die Nachbarstadt Aš – davon konnten die Bewohner von Selb im Fichtelgebirge jahrzehntelang nur träumen. Doch ab Dezember soll es dort wieder eine grenzüberschreitende Zugverbindung geben.

Ulrich Pötzsch  (Foto: Archiv des Bayerischen Rundfunks)
Verhandlungen liefen schon lange, erinnert sich Pavel Klepáček, zweiter Bürgermeister von Aš / Asch. Seit mindestens 14 Jahren wünsche sich die tschechische Seite eine Anbindung nach Bayern. Dabei liegen nur wenige Kilometer zwischen dem bayerischen Selb und dem tschechischen Aš. Der Bürgermeister von Selb, Ulrich Pötzsch, spricht von einem Lückenschluss von vier Kilometern.

„Wir leben aktuell an einer Stichstrecke. Bei uns in Selb endet die Strecke aus Hof, man kann nur wieder zurückfahren. Durch die Reaktivierung der Bahnlinie werden wir an einer Hauptverkehrstrasse liegen und freuen uns natürlich: All die Anrainer, Gemeinden und Kommunen an dieser Strecke können zukünftig über diese neue, reaktivierte Strecke auch wirklich weite Strecken in den Süden und Norden, aber natürlich auch Westen und Osten nutzen.“

Streckenende bei Plößberg  (Foto: Mef.ellingen,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Bei einem Bürgerentscheid im Juni 2011 stimmten zwei Drittel der Selber Bürger für eine Reaktivierung der Strecke. Die Kosten für den Wiederaufbau der Eisenbahnbrücke bei Wildenau werden zur Hälfte von der Gemeinde getragen. Ebenso der Bau von Parkplätzen in Selb-Plößberg. Eine Bürgerinitiative fürchtet aber vor allem Lärmbelästigung. Die Klage der Bürgerinitiative könnte die Wiedereröffnung der Strecke verzögern.

Die Bauarbeiten laufen seit Anfang April, und der Baubeschluss ist durch. Auch die Kommunikation mit den Vertretern der tschechischen Stadt Aš sei sehr gut, sagt Ulrich Pötzsch.

Selb  (Foto: Zipacna1,  Wikimedia CC BY 3.0)
„Wir stehen in engem Kontakt. Wir arbeiten gemeinsam in einer Arbeitsgruppe mit den Ministerien zusammen, mit den beauftragten von Bahn-Seite. Wir treffen uns sehr regelmäßig, um dieses Thema der Reaktivierung bestmöglich zu begleiten. Und das ist sehr gut gelungen in den letzten Monaten.“

Die Kosten auf tschechischer Seite lagen bei etwa 77 Millionen Euro (rund 2,85 Millionen Euro). Im Gegensatz zur Stadt Selb hat sich die Gemeinde Aš nicht finanziell beteiligt. Das Projekt wurde durch europäische Fördergelder finanziert. Auftraggeber der Arbeiten war die tschechische Schienenverwaltung. Pavel Klepáček:

Pavel Klepáček  (Foto: Archiv der Stadt Aš)
„Wir rechnen sicher mit einer leichten Steigerung der Touristenzahlen. Aš war früher eine Stadt der Textilindustrie, heute sind kaum noch Unternehmen der Branche hier. Die Konkurrenz aus Asien ist zu stark. Deswegen suchen wir nach weiteren Möglichkeiten, um unsere Region zu fördern. Und gerade der Fremdenverkehr bietet Möglichkeiten. Die ganze böhmisch-bayerisch-sächsische Grenzregion ist sehr interessant für Besucher. Die Landschaft ist herrlich, und es gibt viele Sehenswürdigkeiten. Deswegen denken wir, dass die Erneuerung der Bahnverbindung auch allgemein Touristen aus Tschechien, Deutschland und weiteren Ländern dienen wird, wenn sie hier sind und sich die Sehenswürdigkeiten anschauen.“

Außerdem hat der Streckenabschnitt auch historische Bedeutung: Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs leiteten Bahnbedienstete einen Zug nach Selb um und flohen so in den Westen. „Freiheitszug“, so wurde dieses Ereignis von 1951 bald genannt.

„Freiheitszug“ 1951 | Foto: Tschechisches Fernsehen
„Ob dieses historische Ereignis direkt Einfluss hatte, weiß ich nicht. Aber wahrscheinlich hat es schon etwas der Sache geholfen. Es wäre zumindest schade, wenn dieses weltbekannte Ereignis nicht auch dazu beigetragen hätte“, so Pavel Klepáček.

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