Willkommen bei Lev von Rosental: Museum in Rožmitál pod Třemšínem

Foto: Martina Schneibergová

Etwa 80 Kilometer südwestlich von Prag liegt Rožmitál pod Třemšínem / Rosenthal. Das Städtchen ist vor allem als Ort bekannt, wo der Komponist Jakub Jan Ryba (1765-1815) jahrelang gelebt hat. Seit 2010 gibt es in der Stadt ein Regionalmuseum mit einer Ausstellung zu Ryba. Die weiteren Dauerausstellungen konzentrieren sich auf die Geschichte der Region.

Podzámecký-Teich  (Foto: Martina Schneibergová)
Aus der Bezirksstadt Příbram sind es nach Rožmitál pod Třemšínem etwa 15 Kilometer. Vom Busbahnhof kommt man am malerischen Podzámecký-Teich zum Marktplatz. Hinter der Häuserreihe ist das Renaissanceschloss zu sehen, das einst der Adelsfamilie Lev von Rosenthal (z Rožmitálu) gehörte. Das Schloss ist zurzeit nicht zugänglich. Über den Marktplatz an der Nepomuk-Kirche vorbei kommt man links in die Straße Palackého. Dort befindet sich das Museum. An dieser Stelle stand einst eine Mühle, später wurde dort ein Betrieb für die Herstellung von Metallmöbeln und Lufttechnik errichtet. Während des Kommunismus wurde er wie alle Unternehmen verstaatlicht. Nach der Wende erhielten jedoch die Erben der früheren Besitzer im Rahmen der Restitution das ganze Industriegelände zurück. Diese wiederum verkauften es der Stadt Rožmitál pod Třemsínem. Die Stadt baute es um, zu einem modernen Museum.

Iva Ryjáčková  (Foto: Martina Schneibergová)
Iva Ryjáčková führt die Besucher durch die Dauerausstellungen. Im Erdgeschoss des Museums wird die Geschichte der Adelsfamilie von Rosenthal (z Rožmitálu) erzählt:

„Hier werden die Anfänge unserer Stadt seit der Gründung in der Mitte des 13. Jahrhunderts beschrieben. Oldřich, der aus dem alten böhmischen Adelsgeschlecht Buzic stammte, ließ hier eine Burg erbauen. Im Wappen hatten die Buzic einen Wildschweinkopf. Die Legende erzählt, dass einer seiner Vorfahren, ein gewisser Jetříšek Buzic, nur mit Händen ein Wildschwein bezwungen und es auf den Fürstenhof gebracht haben soll. Daher der Wildschweinkopf im Wappen. Oldřich Buzic hatte einige Nachkommen. Diese benannten sich aber in ‚Lev von Rosental‘(z Rožmitálu) um. Sie wollten sich von den Buzic unterscheiden und schufen ein neues Wappen, das neben zwei Wildschweinköpfen auch zwei Löwenköpfe enthielt. Diese beziehen sich auf den Namen Lev, was im Tschechischen Löwe bedeutet. Am bekanntesten aus der Familie ist wahrscheinlich Johanna von Rosental, die den böhmischen König Georg von Podiebrad heiratete.“

Der Bruder der Königin, Jaroslav Lev von Rosental, unternahm im Auftrag des Königs Georg von Podiebrad eine große diplomatische Reise durch Europa. Deren Zweck war es, sich um die Aussöhnung mit den europäischen Ländern zu bemühen. Iva Ryjáčková:

„Die Reise, die Jaroslav Lev von Rosental in den Jahren 1465 bis 1467 unternahm, war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich. Es nahmen daran rund 40 Ritter teil. Die Reise beschrieb unter anderem der Diplomat Václav Šašek z Bířkova in seinem ´Tagebuch über die Fahrt und Wanderung des Herrn Lev von Rosental und Blatná aus Böhmen bis ans Ende der Welt´. Auch Gabriel Tetzl beschrieb die Reise in seiner Chronik. Die Reiseteilnehmer brachten auch einige Erfindungen mit nach Hause, die in Böhmen bis dahin nicht bekannt waren. Jaroslav Lev schaute beispielsweise beim Besuch in Brüssel aus dem Fenster und bewunderte Menschen, die sich auf einem eingefrorenen Fluss bewegten. Er erkundigte sich, wie es möglich sei, sich auf dem Eis zu bewegen. Da erklärte man ihm, wie man Schlittschuh läuft. Er brachte also ein Paar Schlittschuhe mit nach Hause.“

Museum in Rožmitál  (Foto: Martina Schneibergová)
Ein Paar Schlittschuhe wird auch im Museum gezeigt, auch wenn dieses Paar nicht aus dem 15. Jahrhundert stammt. Ein weiterer bedeutender Angehöriger der Familie der Lev von Rosental war Jaroslavs Sohn, Zdeněk Lev von Rosental. Unter den Jagiellonen-Königen Vladislav II. und Ludwig II. war er einer der einflussreichsten Männer in Böhmen, er war unter anderem Oberstburggraf in Prag. Nach dem Ende der Jagiellonen-Dynastie galt Zdeněk Lev von Rosental als einer der möglichen Kandidaten für die Königswahl. Die Stände favorisierten aber den Habsburger Ferdinand von Österreich.

Historische Kostüme  (Foto: Martina Schneibergová)
Im Museum gebe es die Möglichkeit, das Mittelalter an der eigenen Haut zu erfahren, erzählt Iva Ryjáčková im Saal der Königin Johana.

„Wir stellen den Besuchern historische Kostüme zur Verfügung. Sie können sie anziehen und sich auf den Thron der Königin setzen. Zu besichtigen sind hier zudem verschiedene Folterinstrumente sowie ein Pranger. Die Interessenten können auch mittelalterliche Brettspiele ausprobieren.“

Aus dem Erdgeschoss, wo die Geschichte der Lev von Rosental dokumentiert wird, geht es in die erste Etage. Iva Ryjáčková:

Herstellung von Reißzwecken  (Foto: Martina Schneibergová)
„Die Dauerstellung mit dem Titel ´Wie man am Fuße der Brdy-Berge lebte´ beschreibt die Natur und die Landschaft in der Region sowie das Leben der hiesigen Einwohner. In einem Dokumentarfilm werden die für Podbrdsko typischen Handwerke vorgestellt. Dazu gehörte die Herstellung von Reißzwecken, die hier während des Ersten Weltkriegs verbreitet war. Wenn ein Hersteller eine bestimmte Zahl von Reißzwecken produzierte und damit die vorgeschriebene Norm erfüllte, musste er nicht einrücken. Es wird erzählt, dass es hier in jedem Haus eine Werkstatt gab, wo die Zwecken hergestellt wurden.“

Bohuslava Čelakovská-Rajská  (Foto: Martina Schneibergová)
Ein weiterer Raum ist wie eine typische Stube aus den 1920er Jahren eingerichtet. Aus der Stube geht es in den Saal, der an den Marktplatz von Rožmitál aus der Zeit vor knapp 100 Jahren erinnert. Zu sehen sind nicht nur historische Fotografien der Stadt, sondern auch als historische Schaufenster gestaltete Ausstellungen. Im Museum wird zudem an bekannte Persönlichkeiten erinnert, die aus Rožmitál stammten oder dort eine längere Zeit lebten.

„Zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Stadt gehörten die erste Lehrerin und Frauenrechtlerin Bohuslava Čelakovská-Rajská oder der Schriftsteller Rudolf Richard Hofmeister. Er schrieb vor allem über das Mittelalter, über Rožmitál und das nahe gelegene Schloss Březnice.“



Aus Rožmitál stammte zudem der namhafte Arzt und Anthropologe Emanuel Vlček. Nicht zu vergessen ist der Komponist Jakub Jan Ryba, der 27 Jahre als Lehrer in Rožmitál arbeitete. Das Museum zeigt in der ersten Etage zudem eine große Sammlung von aus Hainbuchholz geschnitzten Wappen und ein einzigartiges Modell des Prager Veitdoms im Maßstab 1:60. Das imposante Modell ist aus Roggenhalmen gestaltet. Eine Sammlung von Oldtimern der Marke Aero ist in der großen Halle gleich neben dem Eingang zu besichtigen.

Das Museum in Rožmitál ist in der Weihnachtszeit am 26. Dezember und vom 28. bis zum 30. Dezember geöffnet. Und zwar von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr. Im Januar und Februar sind die Tore geschlossen, erst im März kann man das Museum wieder besichtigen. Im Sommer ist die Öffnungszeit am Nachmittag um eine Stunde länger.

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