Ausländische Investoren in Tschechien

Foto: Europäische Kommission

In der Wirtschaft gibt es eine Reihe von Schlagworten, um die sich alles dreht: "Investionen" ist ein solches Wort, "Arbeitsplätze" ist eines und "Standort" auch. In Tschechien sind alle diese Begriffe eng mit Deutschland verbunden: Von dort stammen die meisten ausländischen Firmen in Tschechien, und denen verdankt die Republik viele tausend Beschäftigte. Für welche Investoren Tschechien interessant ist, wer sie ins Land lockt und wer sie bei dem Schritt ins Ausland berät, ist das Thema des heutigen Wirtschaftsmagazins.

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Allein schon die Statistik spricht Bände: Im Jahr 2002 investierten deutsche Unternehmen mehr als 5 Milliarden Euro in Tschechien - damit sind sie mit Abstand die größten Investoren. Selbst in der momentanen schwierigen Lage bewerten fast 60 Prozent der deutschen Firmen in Tschechien ihre wirtschaftliche Situation als gut. Deutlich mehr als die Hälfte von ihnen rechnet für das laufende Jahr mit höheren Umsätzen.

Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer
Dass es so gut läuft am Standort Tschechien, verdanken viele Investoren der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer - kurz: DTIHK -, die von ihrem Sitz in Prag aus die meisten Unternehmen vor ihrem Schritt über die Grenze beraten hat. Ihr Sprecher ist Andreas Schäfer:

Ein Billiglohn-Land ist Tschechien dabei aber nicht. Wer auf Dumping-Produktion setze, gehe weiter in den Osten, sagt Andreas Schäfer. Werke aus der Textilbranche beispielsweise seien schon vor einigen Jahren verlegt worden, weil das Lohnniveau in Tschechien dafür immer noch zu hoch sei. Das Land sei mit seiner Kombination von relativ moderaten Löhnen und gut qualifizierten Arbeitskräften hingegen für solche Branchen interessant, wo es sehr stark auf eine hohe Qualität ankomme. Vor allem Firmen aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik setzen stark auf Tschechien, sagt Schäfer. Während er und seine Kollegen von der Industrie- und Handelskammer auf Beratung der deutschen Unternehmen setzen, versucht die Gesellschaft CzechInvest ganz gezielt, Investoren nach Tschechien zu locken. Getragen wird die Lobby-Agentur vom tschechischen Wirtschaftsministerium. Mehrere Milliarden Euro an Kaptial habe CzechInvest schon ins Land gebracht und damit allein im vergangenen Jahr mehr als 12.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, sagt Renata Haklova, die das deutsche Büro mit Sitz in Köln leitet. Aber was genau sind ihre Aufgaben im Tagesgeschäft?

CzechInvest ist vielfach aber auch der Schlüssel zu finanziellen Förderungen, die äußerst lukrativ sind. Wer in Tschechien investiert, kann je nach Projekt bis zu 10 Jahre lang Steuervergünstigungen genießen, bekommt eine Förderung für neue Arbeitsplätze und zum Teil Schulungen für die künftigen Mitarbeiter. Wie saure Äpfel muss CzechInvest den Wirtschaftsstandort Tschechien allerdings nicht anpreisen. Das Interesse, so Renata Haklova, sei so groß, dass sie sich auf die konkrete Beratung konzentrieren kann und nicht erst noch Werbung machen müsse. Trotzdem: Dass es Probleme geben kann bei Investitionen in Tschechien, kann auch sie nicht leugnen. Die deutschen Firmen interessierten sich besonders für die Entwicklung der Lohnkosten, sagt sie:

Aber nicht nur auf dieser hohen Ebene gibt es Bemühungen um bilaterale Wirtschafts-Zusammenarbeit. Auf deutscher Seite haben sich Vereinigungen gegründet, die sich Beratungen und das professionelle Knüpfen von Kontakten zum Ziel gesetzt haben. Ein Beispiel ist das Kontaktzentrum Sachsen-Tschechien, das die sächsische Industrie- und Handelskammer im Jahr 1999 gegründet hat, um auch kleineren Unternehmen in der Region die Türen ins Nachbarland zu öffnen. Geleitet wird es von Gudrun Laufer, der Geschäftsführerin der IHK-Geschäftsstelle in Zittau.