Katalysator Sport: Bei großen Events steigt der TV-Verkauf in Tschechien

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Die Olympischen Spiele in Peking stehen unmittelbar vor der Tür. Und für einen solchen Sportevent rüsten unzählige Tschechen ihren Hausrat auf, was den Kassen der TV-Geräte-Händler kräftige Zugewinne sichert. Denn die große Sportshow Olympia wollen auch Millionen Tschechen jederzeit hautnah und live mitverfolgen.

Es gibt immer wieder Momente im Leben, nach denen überraschende wie positive Veränderungen eintreten. Von solchen Momenten profitiert nicht selten auch der Handel. Verkaufszahlen schnellen in die Höhe, ohne dass der Anbieter der Ware dafür Kosten für zusätzliche Werbung aufwenden musste. Zu diesen Momenten gehören in Tschechien große Sportereignisse. Als zum Beispiel im Februar 1998 die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft beim „Jahrhundertwettbewerb“ ihrer Sportart, dem olympischen Eishockeyturnier von Nagano, von Sieg zu Sieg eilte, drückte sich eine ganze Nation vor der TV-Mattscheibe die Nase platt. Alle sportbegeisterten Tschechen wollten via Fernsehen live dabei sein, wenn ihre Idole die favorisierten Amerikaner, Kanadier und Russen nacheinander aufs Kreuz legten. Wer noch keinen eigenen Fernseher hatte, der plünderte kurz entschlossen die Haushaltskasse und kaufte sich ein neues Modell. Auch Kneipenwirte und Hotelbarbesitzer erkannten schnell, mit der Installierung eines TV-Gerätes in ihrem Lokal wird bei einem Sportevent jede Menge Kundschaft angezogen.

Dieses Phänomen hat sich bis heute nicht geändert. Im Gegenteil: Die Verkäufer von TV-Geräten können sich inzwischen fest darauf einstellen, dass unmittelbar vor einem großen Sportevent der Absatz steigt. Das ist auch gegenwärtig, zwei Tage vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele in Peking nicht anders. Vladislav Pospíšil, der Marketingchef der Handelsgesellschaft Expert Elektro, erklärt das Phänomen:

„Wie allgemein bekannt ist, sind die Tschechen ein sportverrücktes Volk. Daher trägt jedes sportliche Großereignis zur Steigerung des Verkaufs von Fernsehgeräten bei. In jüngster Zeit sind das vornehmlich TV-Geräte mit LCD- oder Plasmabildschirm. Zur Fußball-Europameisterschaft im Juni haben wir zum Beispiel einen Verkaufszuwachs von 36 Prozent gegenüber dem gleichen Verkaufszeitraum des Vorjahres verzeichnet. Für die Olympischen Spiele rechnen wir jetzt mit einem Anstieg der Verkaufszahlen um 20 Prozent gegenüber dem letzten Jahr.“

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Bei einem Sportevent wie den Olympischen Sommerspielen, die zudem nur alle vier Jahre stattfinden, spielt es de facto auch keine Rolle, dass wir uns gerade in der Zeit der schulischen Sommerferien befinden. Einer Zeit also, in der die Tschechen mit großer Vorliebe Urlaub machen und ihr Geld vorrangig für den lange und freudig erwarteten Müßiggang ausgeben. Weshalb sie auch diesmal eine Ausnahme machen und einen Teil ihrer Urlaubskasse in ein modernes Elektronikteil stecken, das erklärt sich Pospíšil so:

„Ein Sportereignis dieser Größenordnung lässt sich hierzulande kaum jemand entgehen. Viele nutzen dabei sogar die einmalige Möglichkeit, ihren Hausrat zu erneuern, indem sie ihre alten Fernseher durch moderne LCD- und Plasmabildschirmgeräte ersetzen. Viele Tschechen sind nämlich noch im Besitz der klassischen CRT-Geräte. Auch das kann also einer der Impulse sein, weshalb viele Kunden den Kauf eines neuen TV-Geräts bereits jetzt vornehmen und nicht erst kurz vor Weihnachten.“

Große Sportereignisse haben also für die TV-Branche und insbesondere für die Händler von modernen Fernsehgeräten in Tschechien den Charakter eines zusätzlichen Weihnachtsgeschäfts. Zudem steckt die Fernsehindustrie gegenwärtig in einer lange vorbereiteten Phase der großen Umrüstung. Die Ausstrahlung und der Empfang des TV-Signals werden in Tschechien gerade vom analogen auf das digitale System umgestellt. Damit verknüpft ist eine Reihe von Modalitäten bei den Fernsehapparaten. Die Devise lautet: Je moderner das TV-Gerät, desto integrierter auch das neue System. Zudem sind die modernen LCD- und Plasmabildschirmgeräte nicht nur Platz sparender und bieten den offensichtlich größeren Fernsehgenuss, sondern auch ihre Preise werden immer attraktiver für den Kunden.

„Die Preise für LCD-Bildschirmgeräte fallen viel schneller als wir erwartet haben. Der Nachlass ist tatsächlich spürbar, denn Monat für Monat geben die Preise etwas nach. Der Preisrückgang ist allerdings nicht ganz so hoch wie zum bei unsere Kollegen in Deutschland. Das hängt damit zusammen, dass die Konkurrenz auf dem deutschen Markt wesentlich größer ist als in Tschechien. Und aus diesem Grund sind die Preise für ein und dasselbe TV-Gerät in Deutschland etwas niedriger als bei uns.“

Und um wie viel Prozent sind sie niedriger?

„Man kann sagen, dass der Unterschied bei einigen Modellen bei bis zu zehn Prozent liegt“, sagt Pospíšil. Das sei ein ganz normaler Unterschied aufgrund der bereits genannten Gründe, ergänzt der Marketingchef von Expert Elektro. In keinem Fall also vergleichbar mit dem Preisunterschied, wie er jüngst von der tschechischen Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“ beim Vergleich von in Deutschland und Tschechien verkauften Drogerie-Erzeugnissen ausgemacht wurde. Bei ihrer Recherche stellten die Journalisten unter anderem fest, dass ihnen der Einkauf von 29 Produkten in einer dm-Drogerie im nordböhmischen Liberec / Reichenberg umgerechnet 95 Euro kostete, sie für den genau gleichen Warenkorb in einer Drogerie in Köln aber nur 61,50 Euro bezahlen mussten. Ein Preisunterschied also von etwas mehr als 50 Prozent!

Tschechischer Außenhandelsüberschuss auf 580 Millionen Euro gestiegen

Am 30. Juni ist stets die Hälfte eines Jahres rum. Ein guter Zeitpunkt für die Wirtschaft, um mit einer Zwischenbilanz zu prüfen, ob man auf dem für das jeweilige Jahr vorgegebenen Kurs liegt, eventuell gar schon weiter vorgeprescht ist oder aber arg zurückhinkt. Eine solche Bilanz hat jetzt auch der tschechische Außenhandel gezogen, und siehe da, es wurde festgestellt, dass man zum Abschluss des Monats Juni einen Überschuss von 13,9 Milliarden Kronen (ca. 580 Millionen Euro) erwirtschaftet hat. Das ist um 5,8 Milliarden Kronen (ca. 240 Millionen Euro) mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Das ist eine Bilanz, mit der man angesichts des zuletzt stetig gestiegenen Kurswertes der Tschechischen Krone kaum gerechnet hatte. Der Analyst der Prager Raiffeisenbank, Michal Brožka, warnt jedoch davor, jetzt schon davon auszugehen, dass der Einfluss der starken Krone auf das Außenhandelsgeschäft damit schon verraucht sei:

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„Der Einfluss der starken Krone macht sich erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar, die mitunter ein ganzes Vierteljahr andauern kann. Diese Verzögerung ist besonders lang anhaltend bei kapitalintensiven Branchen. So wie sich der Kronenkurs im ersten Halbjahr dieses Jahres entwickelt hat, muss man aber davon ausgehen, dass der Export tatsächlich einen negativen Effekt davontragen wird.“

Zum Anstieg des Außenhandelsüberschusses haben vor allem die Zunahme des Exports von Maschinen und Transportmitteln beigetragen, die ebenfalls bei umgerechnet 240 Millionen Euro lag, informierte jüngst das Tschechische Statistik-Amt (ČSÚ). Michal Brožka sieht aber auch schon ein neues Problem auf die tschechischen Exporteure zukommen:

„In ganz Europa wird offensichtlich die zurückgehende Nachfrage im Sektor der Automobilindustrie immer deutlicher. Den bekommt auch die tschechische Wirtschaft zu spüren. Unverändert gut lassen sich weiterhin Produkte des tschechischen Maschinenbaues und der Elektronik-Industrie im Ausland absetzen. Demgegenüber sind die Absatzprobleme bei Erzeugnissen der Textil- und der Holzindustrie gestiegen.“

Das größte Defizit in der Bilanz ist jedoch im Handel mit Mineralölen entstanden. Zu Halbjahresende lag es bei umgerechnet 140 Millionen Euro.