Messezauber: CzechInvest und CzechTrade werden vereinigt - Siemens AG v CR erhielt CETA-Preis

Im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Interesses in Tschechien steht dieser Tage ganz eindeutig die internationale Maschinenbaumesse in Brünn. Diese Leistungsschau hat neben ihrer magischen Anziehungskraft auch einige ganz spezielle Gesichtspunkte. Dazu gehören hohe Auszeichnungen, die auf der Messe verliehen werden. Und eine davon erhielt die Tochtergesellschaft einer deutschen Weltfirma, die am 1. Oktober den 160. Jahrestag ihrer Gründung feierte.

Ups and downs in der tschechischen Wirtschaft

Martin Jahn
Die internationale Maschinenbaumesse, die bis zum Ende dieser Woche im mährischen Brno / Brünn stattfindet, gilt als die größte und wichtigste Veranstaltung der tschechischen Wirtschaft. Weil sie die Möglichkeit bietet, sowohl die Wirtschaft als Ganzes als auch das Know how der einzelnen Firmen wirkungsvoll zu präsentieren. Diese Meinung teilt auch der Vizevorsitzende des tschechischen Industrie- und Verkehrsverbandes, Skoda-Personalchef Martin Jahn:

"Das ist die Haupt-Messe, auf der tschechische Maschinenbau-Unternehmen daheim ihre Produkte vorstellen können. Und weil sie zugleich die größte Messe ihrer Art in Mitteleuropa ist, ist das für tschechische Unternehmen sicher eine Schlüsselveranstaltung."

Ausdruck dessen, dass die Brünner Messe als ein Aushängeschild der tschechischen Wirtschaft vermarktet wird, ist die Tatsache, dass auf ihr nicht selten wichtige Entscheidungen verkündet werden. Das war und ist auch in diesem Jahr nicht anders. So gab der Minister für Industrie und Handel, Martin Riman, gleich zur Eröffnung der Messe am Montag bekannt, dass ab Januar kommenden Jahres die Filialen der Agenturen CzechInvest und CzechTrade in Brüssel, Paris, Berlin, Frankfurt/Main und in weiteren europäischen Großstädten zusammengeschlossen werden. Insgesamt werden es sechs oder sieben Filialen sein, die ab 2008 unter einem Dach operieren werden, so Riman. Das Aufgabenfeld der beiden Agenturen gewährt ohnehin genügend Raum zur Kooperation: CzechInvest soll weiter ausländische Firmen für Investitionen in Tschechien gewinnen, CzechTrade wiederum unterstützt einheimische Unternehmen, damit sich diese auch im Ausland platzieren und behaupten können. Das Ministerium für Industrie und Handel will mit der Zusammenlegung beider Agenturen rund 15 Millionen Kronen (ca. 540.000 Euro) einsparen.

Die Maschinenbaumesse ist jedoch nicht nur eine große Informations- und Kontaktbörse sowie großartige Möglichkeit, Geschäfte anzubahnen oder abzuschließen. Auf ihr können gut qualifizierte Arbeitnehmer durchaus auch einen neuen lukrativen Job finden, erklärt Jiri Rousek, der Direktor der Brünner Messe:

"Bestandteil der Messe ist auch die Personalistikmesse, die unter dem Namen ´Karriere´ läuft. Auf ihr werden von den bedeutenden Industriefirmen sowohl freie Positionen im mittleren Management als auch Arbeitsplätze für Techniker und andere Berufsgruppen angeboten."

Es muss aber längst nicht nur eine tschechische Firma sein, bei der man ein solches Arbeitsplatzangebot erhalten kann. Denn die Maschinenbaumesse in Brünn ist nicht nur ihrem Namen nach eine internationale Leistungsschau. Und nach Aussage von Jiri Rousek ist ihre 49. Ausgabe sowohl quantitativ als auch qualitativ nur so mit ausländischem Wirtschaftspotenzial gespickt:

"Die meisten Messeteilnehmer kommen natürlich erneut aus Deutschland, der Slowakei, aus Österreich und Italien, also den Ländern, zu denen wir die engsten Wirtschaftsbeziehungen haben. Viele ausländische Firmen sind jedoch ebenso durch ihre tschechischen Händler und Verkäufer vertreten. Demzufolge ist der Anteil der ausländischen Aussteller noch weit höher als die 35 Prozent, die wir offiziell angeben. Sehr intensiv ist auch die Anwesenheit von ausländischen Einkäufern. Das sind Firmen, die kommen, um Kontakte und Geschäfte zu machen, ohne aber selbst auszustellen."

Hinter die Fassade geschaut

Einer der 2100 Aussteller in Brünn ist die tschechische Tochtergesellschaft des deutschen Siemens-Konzerns. Sie war das erste Mal im Jahre 1890 in Böhmen und Mähren vertreten, als Siemens seine Filialen in Prag und Brünn eröffnete. Sie half mit, das Netz der öffentlichen Beleuchtung in einigen tschechischen Städten zu errichten. Zudem war sie an der Projektierung und Zulieferung für das Straßenbahnnetz in Prag und in weiteren Großstädten beteiligt. Im Jahre 1919 schloss sie Prag an das damals modernste Telegrafennetz in Europa an. Doch im Jahre 1948, als die Kommunisten in der ehemaligen Tschechoslowakei an die Macht kamen, musste sie ihre Tätigkeit einstellen. Die Unterbrechung dauerte bis zum Jahr 1990, in dem sie als Siemens AG in der Tschechischen Republik zu neuem Leben erweckt wurde. Inzwischen zählt sie 15.800 Beschäftigte und gehört damit zu den größten Arbeitgebern im Land. Und auch wirtschaftlich kann sie sich wieder sehen lassen: Im Geschäftsjahr 2005/2006 wies das tschechische Siemens-Unternehmen einen Umsatz von 58,6 Milliarden Kronen (ca. 2,1 Milliarden Euro) aus.

Aber nicht nur wegen dieser Zahlen gehört die Siemens-Gruppe Tschechien zu den bedeutendsten Firmen der Region Mittel- und Osteuropa. Dieser Meinung sind jedenfalls die Vereinigung Czech Top 100 und die Messegesellschaft Veletrhy Brno, die am Montag auf der Maschinenbaumesse in Brünn den Central Europe Top Award (CETA) an drei Unternehmen verliehen haben - und eines davon ist die tschechische Siemens-Tochter. Am Dienstagvormittag konnte Radio Prag dem Generaldirektor der Firma, Pavel Kafka, der den Preis entgegennahm, zu dieser Auszeichnung gratulieren. Während des kurzen Telefonats, das wir mit dem Generaldirektor führten, berichtete er uns zunächst, wofür sein Unternehmen den Preis erhalten hat:

"Es wurde gesagt, dass wir diese schöne und große Auszeichnung auf der Basis unserer allgemeinen Aktivitäten in der Region Mitteleuropa bekommen haben. Noch konkreter ausgedrückt: Es wurde gesagt, dass sich die Firma Siemens besonders bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und bei der Förderung von Innovationen sehr verdient gemacht hat. Außerdem wurde gewürdigt, dass wir auch im Bereich Corporate Citizen sehr stark in der Region auftreten."

Pavel Kafka verwies des Weiteren darauf, dass die Siemens-Gruppe Tschechien neben ihrer eigenen Tätigkeit, mit der sie den Markt belebt und zudem viele Arbeitsplätze geschaffen hat, auch und besonders die Konkurrenzfähigkeit der tschechischen Wirtschaft und weiterer nationaler Wirtschaften aus ganz Mitteleuropa unterstützt. Und gleich darauf nannte er dazu einige Beispiele:

"Wir haben die modernsten Telekommunikationsnetze aufgebaut. Wir haben zum Beispiel in der tschechischen Industrie über 30.000 Automatisierungssysteme installiert. Das alles hilft der Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft. Auch in der Zukunft wollen wir auf dem erprobten Weg erfolgreich weiter schreiten. Unser Portfolio wird sich zwar aufgrund von strategischen Entscheidungen unserer Konzernspitze etwas verändern, aber die grundsätzliche Stärke unserer Firma ist und bleibt die lokale Verwurzelung. Und die wollen wir festigen und weiter entwickeln."

Generaldirektor Kafka strich heraus, dass die Arbeit der Siemens AG Tschechien auch in Zukunft zuallererst darauf zielt, entscheidend dazu beizutragen, dass die Ressourcen, die in der Region Mitteleuropa stecken, auch zum Tragen kommen. Erst in zweiter Linie sei Mitteleuropa für die Firma auch ein Absatzmarkt. Mit anderen Worten: Siemens will weiterhin vorangehen, um mit dafür zu sorgen, dass die Region Mitteleuropa auch im globalen Wettbewerb immer eine wichtige Rolle spielt.