MSV in Brünn soll tschechischen Firmen mehr Fenster in der Welt öffnen

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Die Blicke vieler Unternehmer und Wirtschaftsexperten in Tschechien sind in dieser Woche nach Brno / Brünn gerichtet. Dort findet noch bis Freitag die 54. Internationale Maschinenbaumesse (MSV) statt. Die hohe Wertigkeit dieser Messe zeigte sich schon bei ihrer Eröffnung am Montag, als Ministerpräsident Petr Nečas den Export in seiner Ansprache auch in ein außenpolitisches Licht rückte. Eine noch größere Bedeutung aber hat die Messe für den Veranstalter und die hier ausstellenden Firmen.

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Die Tschechische Republik hat die Krise noch nicht überwunden, das Land ist mitten in der Rezession. Allerdings zeigen jüngste Ergebnisse aus der Industrieproduktion: Es geht langsam aufwärts. Für die Maschinenbaumesse in Brünn trifft das schon seit zwei Jahren zu. Vom ernormen Zuwachs der Aussteller in diesem Jahr war allerdings auch Messedirektor Jiří Rousek angenehm überrascht:

„Wir hatten im vergangenen Jahr rund 1600 Aussteller, in diesem Jahr sind es fast 1900. Der Zuwachs ist also ganz erheblich, und das Gleiche trifft auch auf den Anteil ausländischer Aussteller zu. Er ist auf 50 Prozent gestiegen. Das ist ein neuer Rekord, denn einen solch hohen Auslandsanteil hatten wir noch nie bei dieser Messe.“

Milan Hovorka
Die knapp 1900 Aussteller kommen aus über 30 Ländern. Für Milan Hovorka vom Ministerium für Industrie und Handel ist auch das ein deutlicher Beleg für den hohen Stellenwert des Maschinenbaues in der Ökonomie des Landes:

„Der Maschinenbau war, ist und bleibt traditionell das Rückrat der tschechischen Wirtschaft und die internationale Maschinenbaumesse ist für die tschechischen Firmen eine wunderbare Gelegenheit, sich vor ihren Handelspartnern zu präsentieren. Zugleich ist es eine gute Möglichkeit für die Wirtschaftsexperten der anwesenden Länder, sich über die technologischen Neuheiten in der Branche zu informieren.“

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Technologische Neuheiten hat die Messe gleich eine ganze Reihe zu bieten. Besonders im Bereich industrielle Automatisierung, der zum diesjährigen Schwerpunkt auserkoren wurde. Er macht in recht eindrucksvoller Weise deutlich, wie die Elektronik auch im Maschinenbau immer stärker Einzug hält. Ein hervorstechendes Exponat ist zum Beispiel ein völlig neuer Industrieroboter, der am Stand des nationalen Elektrotechnik-Verbandes (Českomoravská elektrotechnická asociace) zu sehen ist. Dazu sagt Jiří Rousek:

„Die Experten sagen, dass die Lösung, die hier zu sehen ist, ganz außergewöhnlich ist und bisher noch von niemandem in Europa vorgestellt wurde. Das ist sicher ein Grund mehr, zur Maschinenbaumesse nach Brünn zu kommen, denn der Roboter ist ein absolutes technologisches Spitzenprodukt.“

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Neben ihren technologischen Neuheiten aber ist die Messe vor allem eine hervorragende Kontaktbörse. Die Kontakte, die hier von den Firmen für den Beginn oder Ausbau von Handelsbeziehungen geknüpft werden, sind oft unbezahlbar. Das trifft in diesem Jahr ganz besonders für Anbahnung und Vertiefung von Geschäftsbeziehungen zu einem asiatischen Land zu, das bereits zu den G-20-Staaten und damit zu den stark industrialisierten und entwickelten Ökonomien gehört: Indien. Bei der Messe in Brünn ist Indien gleich mit 130 Firmen vertreten, unterstreicht Milan Hovorka:

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„Ich bin von dieser Tatsache total beeindruckt. Die wirtschaftlich geballte Präsentation Indiens ermöglicht es den tschechischen Maschinenbaufirmen, noch mehr Fenster in die Welt hinaus zu öffnen. Dabei müssen sie nicht von vorn anfangen, sondern können an die lange Tradition und das Renommee anknüpfen, das der tschechische Maschinenbau in Indien hat.“

Gerade in der gegenwärtigen Rezession gehört Indien zu den Ländern, die für tschechische Unternehmen ein neuer attraktiver Markt sein dürften, betont Rousek:

„Die diesjährige Messe dokumentiert wirklich gut die enorm gewachsene Bedeutung Indiens, denn was die Teilnahme ausländischer Aussteller betrifft, ist Indien nun vom ehemals vorletzten Platz bis auf den zweiten Platz nach vorn geprescht. Damit werden auch die tschechischen Bemühungen deutlich, die Abhängigkeit vom europäischen Markt zu verringern.“

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Da Indien nicht nur ein interessanter außereuropäischer Markt ist, sondern gleichfalls zu den aufstrebenden BRICS-Staaten gehört, gewinnt auch die Brünner Messe an Bedeutung, ergänzt Hovorka:

„Das ist etwas, was Brünn ganz entscheidend nach vorn bringt, wenn wir in diesem Zusammenhang über die bedeutendsten Maschinenbaumessen der Welt sprechen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die tschechischen Firmen aus der Wahl Indiens zum Länderpartner der Messe sehr gutes Kapital schlagen werden.“

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Als Beleg für Hovorkas Aussage genügt ein Blick auf die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Indien. Im vergangenen Jahr erreichte der tschechische Export nach Indien einen Wert von über 854 Millionen US-Dollar, das ist ein Anstieg von 8,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2010. Und auch in umgekehrter Richtung ging es spürbar aufwärts. Der indische Export nach Tschechien stieg 2011 auf knapp 651 Millionen US-Dollar an, das entspricht einem Zuwachs von 13,2 Prozent.

Der zweite Länderpartner der Messe ist Russland. Mit 90 Unternehmen ist auch die Russische Föderation in Brünn sehr gut vertreten, meint Hovorka:

„Die hohe Teilnahme russischer Firmen an der Maschinenbaumesse zeigt deutlich, dass die russischen Firmen Interesse an einer Partnerschaft mit tschechischen Firmen haben.“

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Aus gutem Grund, weiß Hovorka, und belegt die tschechisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen mit diesen Zahlen:

„Auf dem russischen Markt sind unsere Maschinenbaufirmen in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Gegenüber dem Jahr 2003 hat sich das Gesamtvolumen unseres Exports nach Russland verzehnfacht. Damals lag das Exportvolumen bei etwas über 500 Millionen US-Dollar, im Jahr 2011 aber waren es schon 5,3 Milliarden US-Dollar.“

Wie Indien gehört auch Russland zu den so genannten BRICS-Ländern, die aufgrund ihres großen Wirtschaftspotenzials derzeit hoch im Kurs stehen. Milan Hovorka vom Ministerium für Industrie und Handel verweist zudem noch auf einen zweiten Gesichtspunkt, der für die tschechischen Handelsbeziehungen zu diesen Staaten von ziemlicher Bedeutung ist:



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„Lieferungen in diese Länder gibt es bereits, doch sie werden zum Großteil nicht auf direktem Weg realisiert, sondern über eine ganze Reihe von Zwischenhändlern. Das bringt unsere Firmen in eine relativ ungünstige Position, denn sie haben keinen Kontakt zum Endverbraucher.“

Das aber soll sich mittelfristig ändern. Auch deshalb, um den tschechischen Export auf eine breitere Basis zu stellen und damit krisenfester zu machen. Und die Internationale Maschinenbaumesse ist und bleibt dafür ein guter Nährboden.