Tschechiens Verbraucherschutz-Vereinigung klagt die Praxis einheimischer Reisebüros an

Eine Urlaubsreise sollte immer ein Erlebnis sein. Und ein möglichst schönes und erholsames dazu. Ein Trip in den wärmeren Süden kann aber auch bei tschechischen Urlaubern für Verdruss und Komplikationen sorgen sowie unerwartet teuer werden...

Die Tschechischen Eisenbahnen (Ceske drahy) schreiben erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnten sie einen Gewinn von 31 Millionen Kronen (ca. 1,1 Millionen Euro) verbuchen. Im vergangenen Jahr mussten sie hingegen noch Verluste von mehreren hundert Millionen Kronen einstecken. Jetzt aber rechnet die Eisenbahn-Direktion damit, zum Ende des Jahres einen Gewinn von rund 50 Millionen Kronen (ca. 1,8 Millionen Euro) einzufahren, gab der Eisenbahn-Sprecher Ondrej Kubala bekannt und ergänzte:

"Für uns ist äußert wichtig, dass wir jetzt im Personenverkehr sowohl größere Erlöse als auch eine gestiegene Anzahl an Fahrgästen vorzuweisen haben. In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass wir im ersten Halbjahr dieses Jahres um 36 Millionen Kronen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres eingenommen und dabei eine Steigerung bei der Personenbeförderung von 1,8 Prozentpunkte erzielt haben. Im Güterverkehr sind die Zahlern noch besser: Die Erlöse sind um nahezu neun Prozent gewachsen, und an Gütern haben wir um über sechs Prozent mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres transportiert."

Hinter die Fassade geschaut

Niedrige Kosten,  billige Flüge,  so die einfache Rechnung...
Wenn einer eine Reise tut, dann hat er viel zu erzählen. In Tschechien werden es von Jahr zu Jahr immer mehr, die verreisen. Das ist ganz besonders auf dem hauptstädtischen Flughafen Prag-Ruzyne zu spüren, wo der Andrang der Fluggäste erneut zugenommen hat, wie der Marketing-Direktor der Flughafengesellschaft Letiste Praha, Stanislav Zeman, zu berichten weiß:

"In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnten wir einen Zuwachs an Flugreisenden von mehr als neun Prozent verzeichnen. Allein im Mai haben wir auf dem Flughafen die Rekordzahl von einer Million und 10.000 Passagieren abgefertigt. Im Jahr 2007 rechnen wir mit insgesamt 12,4 Millionen Fluggästen. Und auch was die Anzahl der in Prag-Ruzyne gelandeten Flugzeuge betrifft, können wir auf einen positiven Trend verweisen: Seit Beginn des Jahres starten und landen die Flugzeuge bei uns mit schöner Regelmäßigkeit und gegenüber dem vorigen Jahr ist ihre Anzahl um sechs Prozent gestiegen."

Die Anzahl der Flugzeuge und Fluggäste ist auch deshalb gestiegen, weil Billigflieger wie Ryanair oder SkyEurope ihre Angebote noch weiter ausgebaut haben. Von Prag und Brno / Brünn aus haben die beiden genannten Gesellschaften weitere Fluglinien eingerichtet. Eine Steigerung der Konkurrenz also, von der laut Analytiker Jan Prochazka von der Gesellschaft Cyrrus in erster Linie die Flugreisenden profitieren dürften:

"Die Billigflug-Unternehmen dehnen ihre Angebote immer weiter nach Osteuropa aus, so dass sie inzwischen auch in Tschechien weitere Flugplätze anfliegen. Die Anzahl der Flüge von und nach Pardubice, Karlovy Vary / Karlsbad, Brno / Brünn und Ostrava / Ostrau ist gestiegen. Und das wiederum senkt die Kosten für viele Fluggäste, die nun zum Beispiel nicht mehr für ihren Flug nach Prag oder Wien reisen müssen."

Im tschechischen Reiseverkehr ist aber längst nicht alles Gold, was glänzt. Und schon gar nichts so billig, wie es in den Prospekten der einschlägigen Reisebüros versprochen wird. Viele der hiesigen Reiseagenturen winken nämlich nur deshalb mit sehr preisgünstigen Urlaubsreisen, weil sie in ihren via Prospekt oder Internet gemachten Angeboten zusätzliche Kosten wie Flughafengebühren, Treibstoffzuschläge oder administrative Gebühren zunächst verschweigen. Eine Praxis, über die sich die Kunden mehr und mehr beschwert haben und die die tschechische Verbraucherschutz-Vereinigung (SOS) auf den Plan gerufen hat. Wegen der Angabe von unvollständigen Preisen hat sie am Dienstag gegen eines der größten einheimischen Reisebüros, gegen Exim Tours, eine gerichtliche Klage eingereicht. SOS-Sprecherin Ivana Pickova sagt warum:

Foto: Radio Prague International
"Vor allem deshalb, weil es nicht gelungen ist, mit dem erwähnten Reisebüro auf außergerichtlichem Wege zu einer Vereinbarung zu gelangen, nach der die so genannten Pflichtgebühren im Angebotspreis enthalten sind. Und zum anderen konnten wir mit Exim Tours ebenso wenig Einigung erzielen über die Abänderung einiger Geschäftsbedingungen, die das Reisebüro seinen Kunden gegenüber aufstellt und die unserer Meinung nach gesetzeswidrig sind."

Das Reisebüro Exim Tours bestritt diese Anschuldigung und ließ durch seinen Sprecher Stanislav Zima ausrichten, dass man im Einklang mit dem Gesetz vorgehe und in seinen Anzeigen die zusätzlichen Gebühren stets mit anführe. Und die tschechische Praxis, die Pflichtgebühren nicht in den Angebotspreis einfließen zu lassen, sei schließlich auch in anderen EU-Ländern üblich, beteuerte Zima. Diese Aussage aber wies Pickova zurück und hielt entgegen, wie die Praxis bei Angebot und Verkauf von Urlaubsreisen über tschechische Reisebüros eigentlich aussehen sollte:

"Genauso, wie das bei westeuropäischen Reisebüros gehandhabt wird, von denen einige auch auf dem tschechischen Markt tätig sind. Das heißt der Preis, der dem Verbraucher im Katalog genannt wird, ist auch der Endpreis. Stellen Sie sich vor, Sie fahren in einem Autobus und auf einmal stellen Sie fest, dass das Busunternehmen entgegen seines angebotenen Preises noch Zuschläge für die Instandhaltung des Busses, die Ausstellung der Fahrkarten und anderes mehr einfordert. Wenn eine solche Praxis wie bei uns nämlich auch bei den Reisebüros mehrerer internationaler Fluggesellschaften zur Norm werden würde, dann würde die Situation am Markt vollkommen unübersichtlich werden."

Laut Aussage von Ivana Pickova weichen der Angebots- und der tatsächliche Kaufpreis von Urlaubsreisen, die über tschechische Reisebüros vermittelt werden, um bis zu 40 Prozent voneinander ab. Und als Beleg dafür nennt sie folgendes Beispiel:

Foto: Jitka Hrabánková
"Nehmen wir nur einmal das bereits erwähnte Reisebüro unter die Lupe. Es bietet zum Beispiel eine Urlaubsreise auf die griechische Insel Korfu zu 4990 Kronen an. Aber nach der Anrechnung der verschiedensten Zuschläge stellt der Verbraucher erstaunt fest, dass der tatsächliche Preis 8599 Kronen beträgt."

Wenn man aber schließlich den tatsächlichen Preis zahlt und dafür das geboten bekommt, was einem angepriesen wurde, kann man mit seinem Urlaub wohl noch zufrieden sein. Mit Sicherheit aber sind dies nicht die letzten Kunden des Reisebüros I´m travelling, die an der türkischen Riviera für ihre Hotelübernachtrungen noch einmal bezahlen mussten, weil I´m travelling die Hotelrechnung nicht vorher beglichen hatte. Weitere Kunden des Reisebüros mit Zweigstellen in Prag und Liberec wurden in den zurückliegenden Tagen nicht mehr an ihre Urlaubsorte oder zurück geflogen, weil auch die Fluggesellschaft Travel Service zuletzt kein Geld mehr von I´m travelling erhalten hatte. Am Dienstagabend erklärten I´m travelling und das mit ihm verknüpfte Reisebüro DETUR dann ihren Bankrott. Der Rücktransport der in der Türkei und Tunesien hängen gebliebenen Touristen wird seitdem vom tschechischen Außenministerium in Zusammenarbeit mit hiesigen Versicherungen organisiert. Auch diese Urlauber haben nach ihrer Rückkehr bestimmt einiges zu erzählen. Als perfekten Urlaub werden sie ihre diesjährige Odyssee aber ganz sicher nicht bezeichnen.