Ende eines Traditionsbetriebs: die Poldihütte in Kladno ist pleite.
Ehemalige Poldihütte (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Die überschuldete Poldihütte sowie das Schwesterunternehmen Poldi Trade
im mittelböhmischen Kladno / Kladen gehen offiziell in Insolvenz. Dies
wurde am Montag vor dem Kreisgericht in Prag beschlossen. Dem Unternehmen
war es nicht mehr gelungen, seine Schulden fristgerecht zu bedienen. Laut
dem Gericht soll in Kürze ein Restrukturierungsplan vorliegen.
Man wolle den Betrieb nach Möglichkeit als Ganzes an einen neuen Eigentümer verkaufen, sagte Insolvenzverwalter Adam Sigmund nach der Verhandlung. Nur so würde die Poldihütte nicht unnötig an Wert verlieren und gegebenenfalls in Zukunft wieder anlaufen. Derzeit interessiert sich laut Sigmund jedoch nur eine einzige Firma aus Deutschland für eine mögliche Übernahme.
Karl und Leopoldine Wittgenstein (Foto: Public Domain)
Für die verbliebenen rund 150 Mitarbeiter ist es ein harter Abschied von
der Kladener Traditionshütte. Die Hochöfen stehen bereits seit einiger
Zeit still und die Leitung konnte zuletzt keine Löhne mehr auszahlen. Die
Tilgung der Schulden hätte Priorität gehabt, rechtfertigt sich der
Insolvenzverwalter. Ohne die Rückzahlung der fälligen 1,1 Milliarden
Kronen (43 Millionen Euro) wäre eine mögliche Restrukturierung des
Unternehmens nicht real gewesen. Die Mitarbeiter können durch die
Insolvenz nun Lohnersatzzahlungen vom Arbeitsamt gültig machen.
Die 1889 vom Unternehmer Karl Wittgenstein gegründete Poldihütte war einst der industrielle Stolz der Region. Auch nach der Verstaatlichung 1948 lief der Betrieb ungestört weiter. Im Zuge der Privatisierung nach der Wende von 1989 wurde das Unternehmen jedoch zerschlagen und fiel massiver Misswirtschaft zum Opfer. Spätestens seit 1996 war die Poldihütte nicht mehr konkurrenzfähig, wobei auch massive Investitionen der deutschen Scholz AG um die Jahrtausendwende ins Leere liefen.