Die Äußerung des tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus über die
Vertreibung der Sudetendeutschen als "präventive Maßnahme" stößt in der
deutschen Union weiter auf scharfe Kritik. Die CDU/CSU-Fraktion warf
Klaus vor, er verhöhne die drei Millionen vertriebenen Sudetendeutschen
und er belaste das deutsch-tschechische Verhältnis. Der Vorsitzende der
Sudetendeutschen, der CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, bezeichnete
Klaus am Dienstag als "Antibild eines Europäers" und wies dessen
Äußerung vom Vortag zurück. "Wenn die Tschechen heute frei sind,
verdanken sie dies der Sogkraft der europäischen Einigung und dem Mut
der Freiheitskämpfer um Vaclav Havel. Diese standen in der Tradition
der christlichen Gründerväter Europas, während Klaus als Prototyp eines
Nationalisten eher der Epigone von Edvard Benes ist", erklärte Posselt.
Benes hatte die Dekrete erlassen, die nach dem Zweiten Weltkrieg unter
anderem Grundlage waren für die Vertreibung und Enteignung der
Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei. Klaus hatte am
Montag in der Zeitung "Mlada fronta Dnes" geschrieben, die "damalige
eindeutige Atmosphäre" in der Tschechoslowakei sei gewesen, "die
Schuldigen des Weltkriegs zu bestrafen" und die Entstehung eines neuen
Krieges zu verhindern. Der tschechische Regierungschef Jiri Paroubek
hatte daran erinnert, dass nach dem Krieg auch Hitler-Gegner bestraft
worden seien. "Die Vertreibung traf viele deutsche Antifaschisten, was
nicht richtig war", sagte der Sozialdemokrat dem Magazin "Respekt".