Tschechien sieht nach der Katastrophe in Japan keine Notwendigkeit, die
Erdbeben-Sicherheit des umstrittenen Atomkraftwerks Temelin neu zu
bewerten. Das AKW Temelin könne ein Erdbeben in der Größenordnung von
5,5 auf der Richterskala überstehen, sagte der stellvertretende Leiter des
staatlichen Amts für Atomssicherheit, Petr Brandejs, am Montag der
Nachrichtenagentur dpa. Temelin sei in den letzten Jahren mit einem
Netzwerk von Sensoren ausgestattet worden, die das Kraftwerk im Falle von
Erschütterungen in einen sicheren Zustand herunterfahren würden, sagte
der Atomexperte. Die aktuelle Diskussion über die Sicherheit der Atomkraft
in Europa hielt Brandejs für „verfrüht“, da aus Japan noch keine
genauen Informationen über den Unfallhergang vorliegen würden. „Es sei
eher eine ideologische oder politische Diskussion, denn aktuell gebe es in
Europa keine Erdbeben-Gefahr“, sagte Brandejs.
Der halbstaatliche Stromkonzern ČEZ will das AKW Temelin bis
voraussichtlich 2025 um zwei weitere Blöcke ergänzen. Derzeit befinde man
sich in der ersten Stufe des Ausschreibungsverfahrens, sagte
ČEZ-Sprecherin Eva Novakova am Montag der dpa. In Tschechien produzieren
zwei Atomkraftwerke Strom. Das AKW Temelin, 25 Kilometer von České
Budějovice / Budweis entfernt, hat eine Leistung von 2000 Megawatt. Im
älteren AKW Dukovany in Südmähren sorgen vier Reaktoren für eine
Gesamtleistung von mehr als 1800 Megawatt.