Der tschechische Premierminister Petr Nečas weilte am Dienstag zu einem
eintägigen Arbeitsbesuch in Österreich. Er traf unter anderen mit seinem
österreichischen Amtskollegen Werner Faymann zusammen. In einem Gespräch
traten die „völlig gegensätzlichen“ Meinungen erneut zum Vorschein.
Faymann warnte angesichts der Atomkatastrophe von Japan vor den Gefahren
der Atomenergie. Tschechien denke nicht an Ausstieg, sagte Nečas.
Wie Nečas in Wien wiederholte, stelle die Sicherheit der tschechischen
stelle eine Priorität seiner Regierung dar. Tschechien und Österreich
müssten ihm zufolge gegenseitig ihre unterschiedlichen Standpunkte in
dieser Frage respektieren. Die Tschechische Republik tue dies und erwarte,
dass auch ihre Meinung mit gleichem Maße respektiert werde. Nečas
unterstrich, dass die tschechische Wirtschaft auf die Entwicklung der
Kernkraft nicht verzichten könne. Die tschechische Regierung werde
allerdings nie zulassen, dass tschechische Bürger vom Betrieb der AKWs
bedroht würden. Prag sei auch bereit, über die Sicherheitstests, die die
EU bis Ende des Jahres durchführen will, auf europäischer Ebene zu
diskutieren, sagte Nečas.
Am Vormittag verlangten bei einer Protestkundgebung vor dem
Parlamentsgebäude in Wien einige Dutzend Demonstranten die Abstellung der
tschechischen AKWs. Premier Nečas reagierte darauf mit den Worten, er
habe
eine ähnliche Aktion erwartet und fühle sich weder überrascht noch
verblüfft.
Nečas traf am Dienstag auch Bundespräsident Heinz Fischer und
Außenminister Michael Spindelegger. Ein weiteres Thema, das bei den
tschechisch-österreichischen Gesprächen
in Wien behandelt wurde, war die Öffnung des österreichischen
Arbeitsmarktes für Tschechen ab Mai dieses Jahres.