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Auch nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima will Tschechien an seinem Pro-Atom-Kurs festhalten. Das betonte laut einem dpa-Bericht der tschechische Umweltminister Chalupa am Donnerstag nach einem Treffen mit seinem bayerischen Amtskollegen Markus Söder in Prag. Der jüngste Atom-Unfall in Japan habe nichts an der Absicht geändert, das 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernte AKW Temelin um zwei Reaktorblöcke zu erweitern, hieß es in einer Stellungnahme des Ministers. Die Prager Regierung habe sich die Förderung der Kernenergie zum Ziel gesetzt, da die Atomkraft mit niedrigen Emissionen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten könne, teilte Chalupa mit. Zudem drohten in Mitteleuropa weder ein Erdbeben noch ein Tsunami. Der bayerische Umweltminister hatte Chalupa zuvor einen Fragenkatalog zur Sicherheit der tschechischen AKWs Temelin und Dukovany überreicht.

Der Juniorkoalitionspartner, die Partei der Öffentlichen Angelegenheiten VV, hat erneut gedroht, die Regierungsarbeit niederzulegen, falls ihre Forderungen nicht umgesetzt werden. Das erklärten am Donnerstag zwei VV-Abgeordnete gegenüber der Presseagentur ČTK. Die Partei habe einen Fahrplan ausgearbeitet, dessen Punkte in der Regierungsarbeit umgesetzt werden sollen. Sie betreffen unter anderem den Kampf gegen die Korruption, die personelle Besetzung der Regierung sowie Maßnahmen gegen das Glücksspiel. Auch der informelle Parteichef Bárta kritisierte, die anhaltenden Personaldebatten um das Amt des Vizepremiers hätten dem Kampf gegen Korruption Schaden zugefügt.

Premier Petr Nečas hat sich am Donnerstagmorgen einer geplanten Augenoperation unterzogen. Sein Arbeitsprogramm ist bis Freitag wesentlich eingeschränkt, wie ein Regierungssprecher erklärte. Die gesundheitliche Indisposition des Regierungschefs fällt zusammen mit einem erneuten Aufkeimen der Regierungskrise. Der Vizepremier und Vorsitzende der Partei der öffentlichen Angelegenheiten (VV), Radek John, hatte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz seinen Rücktritt angekündigt. Gleichzeitig betonte John, seine Partei bestehe auf einer Regierungsumbildung. Zur Begründung seines Schrittes gab John an, keine ausreichende Unterstützung zu erhalten für den Kampf gegen Korruption, mit dem er beauftragt wurde.

Landwirtschaftsminister Fuksa sprach sich für eine größere Verbreitung der so genannten Bauernmärkte mit Produkten direkt vom Hersteller aus. Wenigstens in jeder Bezirksstadt sollte es einen Bauernmarkt geben, sagte Fuksa am Donnerstag anlässlich der Eröffnung des neuen Marktes František im Prager Bezirk 1. Bis Ende Mai solle der Kodex fertig gestellt sein, der, zusammen mit einem eigenen Logo, Frische und Qualität der Waren garantieren soll, so der Minister. In der Vergangenheit hatte es Fälle gegeben, in denen Markthändler Produkte von Großhändlern als ihre eigenen Waren verkauften.

In Tschechien gibt es bereits an die 100 Bauernmärkte; rund ein Viertel davon in Prag.

Vom 19. bis zum 23. Mai wählen die registrierten Anhänger der Partei der Öffentlichen Angelegenheiten VV einen neuen Parteichef. Am darauffolgenden Wochenende wird die Konferenz der kleinsten Koalitionspartei die Wahl formal bestätigen. Erneut kandidieren wird der derzeitige Vorsitzende Radek John. Seine Herausforderer sind die Fraktionschefin Karolína Peake, Michal Babák und Dagmar Navrátilová. Der informelle Parteichef Vít Bárta hat seine Kandidatur zugunsten Johns aufgegeben.

Die basisdemokratische Wahl des Parteichefs über Internet und SMS wird immer wieder als leicht manipulierbar kritisiert. Die VV-Partei hat angekündigt, die Wahl ausschließlich durch Notare beaufsichtigen zu lassen.

In Prag hat am Donnerstagmorgen die 17. internationale Buchmesse Svět knihy (Die Welt der Bücher) begonnen. Hauptthema ist in diesem Jahr die arabische Literatur, insbesondere Bücher aus Saudi-Arabien. Die Buchmesse, die eine Reihe von Vorträgen und Lesungen tschechischer und ausländischer Schriftsteller veranstaltet, dauert bis zum 15. Mai. Neu bei der Messe ist ein spezieller Pavillon, der dem Literaturphänomen der Zukunft, den so genannten elektronischen Büchern, gewidmet ist.

Der Prager Magistrat plant ab Juli eine 30-prozentige Fahrpreiserhöhung für den öffentlichen Nahverkehr. Zugleich soll die Gültigkeitsdauer der Einzelfahrscheine verlängert werden, erklärte am Donnerstag der stellvertretende Oberbürgermeister Březina. Der Preis für den Einzelfahrschein ohne Umsteigemöglichkeit soll von 18 auf 24 Kronen steigen, der Preis für einen Normalfahrschein wird von 24 auf 32 Kronen erhöht. Beide Tickets werden künftig mit Umsteigemöglichkeit sein. Die Gültigkeit soll von 20 auf 30 Minuten beziehungsweise von 75 auf 90 Minuten verlängert werden. Kinder bis 15 Jahre und Rentner ab 65 Jahren werden künftig kostenlos fahren. Nach Beratungen des zuständigen Ausschusses will der Stadtrat den Entwurf am kommenden Dienstag beschließen.

Die Krise in der Tourismusbranche, die 2009 als eine Folge der allgemeinen Wirtschaftskrise einsetzte, gilt als überwunden. In der Tschechischen Republik erwartet die offizielle Tourismus-Agentur Czech Tourism einen Anstieg der Tschechien-Reisen um 4 Prozent. Das entspreche dem weltweiten Trend, wie ein Sprecher der Agentur betonte. Nach Angaben des Statistikamtes verändere sich langfristig auch die Struktur der ausländischen Gäste. Erwartet werden künftig noch mehr Touristen aus Russland. Die Zahl deutscher und englischer Gäste werde hingegen leicht zurückgehen, wie es hieß.

Die tschechische Polizei ermittelt gegen den Funktionär eines bedeutenden Sportklubs in Prag. Der 35-jährige Manager des Florballklubs steht im Verdacht, seit Juli letzten Jahres mehrere Jugendliche aus dem Team vergewaltigt zu haben. Der Verdächtigte wurde in Haft genommen. Die Leitung des Sportklubs wies die Beschuldigungen entschieden zurück.

Mehr als 100 Biermarken, gastronomische Delikatessen und fünf Großzelte mit 1000 Sitzplätzen bietet das tschechische Bierfestival Praha 2011, das am Donnerstag auf dem Messegelände in Prag-Letňany seine Pforten geöffnet hat. Die tschechische Parallele zum berühmten Münchner Oktoberfest findet bereits zum 4. Mal statt.