Die tschechischen Gewerkschaften erhöhen den Druck auf die
Mitte-Rechts-Koalition, nachdem am Samstag bereits 40.000 Teilnehmer zur
Prager Großdemonstration erschienen sind. Gewerkschaftschef Jaroslav
Zavadil erklärte am Sonntag im Tschechischen Fernsehen, er werde die
Leidenschaften der Gewerkschaftsmitglieder nicht mehr zügeln, wenn die
Regierung ihre Reformen nicht sozial verträglicher gestalte. Der Minister
für Arbeit und Soziales, Jaromir Drábek, verteidigte hingegen die
geplanten Reformen des Gesundheits- und Rentensystems. Es müsse klar sein,
was von den öffentlichen Krankenkassen übernommen werde und was nicht,
sagte Drabek zu den geplanten Zusatzbeiträgen für teure Behandlungen. Der
sozialdemokratische Ex-EU-Kommissar Vladimír Špidla erklärte, die Pläne
brächten die Kranken in existenzielle Nöten.
Die tschechische Dreier-Koalition war im Juni vorigen Jahres mit einer
umfassenden Reformagenda angetreten, wurde aber in den vergangenen zwei
Monaten von heftigen internen Querelen erschüttert. Premier Nečas hatte
angekündigt, im Juni weitere Reformvorhaben zur Eindämmung des
Haushaltsdefizits umzusetzen.