Zwischen dem Schriftsteller Jiří Gruša und dem tschechischen
Präsidenten Václav Klaus ist eine Polemik über nationalistisch gefärbte
Rhetorik und die Bewertung des Staatsmanns Edvard Beneš (1884-1948)
entbrannt. Der einstige tschechoslowakische Präsident Beneš sei nur ein
„Gartenzwerg der europäischen Geschichte“ gewesen, sagte Gruša
jüngst in einem Zeitungsinterview. Damit brach er eine Debatte vom Zaun,
die einigen Sprengstoff in sich trägt.
Im gleichen Atemzug beschuldigte Gruša den jetzigen Bewohner der Prager
Burg, Václav Klaus, aus der Thematik des Nationalismus für seine eigenen
Zwecke zu schöpfen. Seither ist zwischen den beiden ein polemischer Streit
mit teilweise sehr persönlichen Angriffen ausgebrochen, schreibt die dpa.
Auf der einen Seite steht der pragmatische Staatsmann, auf der anderen
Seite der Intellektuelle, dessen Wahlheimat seit 30 Jahren Deutschland ist.
Dabei ist die Beurteilung des tschechoslowakischen Präsidenten Beneš in
Tschechien seit jeher ein heißes Eisen. Die von ihm unterzeichneten
Dekrete bildeten die Basis für die Enteignung und Vertreibung der
deutschen Minderheit aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg.
Manche, darunter Gruša, werfen ihm vor, mit seinem Programm der
Verstaatlichung und Enteignung dem Aufstieg der Kommunisten den Weg
bereitet zu haben.
Klaus reagierte empört auf die provokanten Thesen des Schriftstellers:
Der in Deutschland lebende Gruša stilisiere sich zu einem „Mann von
Welt“. Für seine tschechischen Landsleute habe er indes nur
Beleidigungen übrig, wenn er etwa Beneš und den amtierenden
Ministerpräsidenten Petr Nečas mit Gartenzwergen vergleiche, so Klaus.