Präsident Václav Klaus reagierte mit Unverständnis auf einen Aufruf
sudetendeutscher Funktionäre, nach dem er sich als tschechisches
Staatsoberhaupt für das den Sudetendeutschen in der Vergangenheit in der
Tschechoslowakei zugefügte Unrecht entschuldigen solle. Eine
Entschuldigung zu verlangen am Jahrestag der schrecklichen Tragödie von
Lidice, das zeuge von einer außergewöhnlichen Insensibilität und
Unbelehrbarkeit im menschlichen Bereich, sagte Klaus am Samstag in Prag.
Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany,
hatte seine Forderung Stunden zuvor bei seiner Auftaktrede zum
Sudentendeutschen Tag in Augsburg erhoben. Pany verwies dabei auf einen
ähnlichen Schritt, den die britische Königin Elisabeth unlängst
gegenüber den Iren vollzogen hat.
Der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, wiederum hat
an Präsident Klaus appelliert, eines seiner beiden verbleibenden
Amtsjahre
zum „Jahr der Sudetendeutschen“ auszurufen. Posselt verwies
seinerseits
auf den slowakischen Präsidenten Ivan Gašparovič, der das laufende Jahr
in der Slowakei zum „Jahr der Karpatendeutschen“ ausgerufen habe.
Präsident Klaus hatte sich vor kurzem dahingehend geäußert, dass die
Tschechen sich ihres Verhaltens bei der Vertreibung der Sudetendeutschen
nach dem Zweiten Weltkrieg nicht rühmen könnten. Sie hätten sich
wiederholt an unschuldigen Menschen für die Verbrechen der
Nationalsozialisten gerächt. Das Unrecht, das den Tschechen von den
deutschen Faschisten angetan wurde, sei aber unvergleichbar größer
gewesen, sagte Klaus.