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Die tschechische Regierung hält eine Harmonisierung direkter Steuern in der Euro-Zone für falsch. Direkte Steuern seien ein wichtiger Baustein für die Konkurrenzfähigkeit von Staaten, sagte Premier Nečas am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Prag. Man könne jedoch die Euro-Gruppe schwerlich von diesem Schritt abhalten, fügte der tschechische Regierungschef an. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Sarkozy hatten nach einem Treffen am Dienstag vorgeschlagen, angesichts der Schuldenkrise eine gemeinsame Wirtschaftsregierung der Euro-Gruppe ins Leben zu rufen. Zugleich hatten sie gemeinsame Anleihen, so genannte Euro-Bonds, abgelehnt.

Premier Nečas hat Bildungsminister Dobeš aufgefordert, sich von den Äußerungen seines Mitarbeiters Ladislav Bátora klar zu distanzieren. Bátora ist Personalchef im Bildungsministerium und hatte vorige Woche Außenminister Schwarzenberg in seinem Facebook-Profil als „armseligen geifernden Alten“ bezeichnet. Schwarzenberg hatte darauf am Mittwoch verkündet, dass die Minister seiner Partei Top 09 bis zu einer Abberufung von Bátora nicht mehr an den Kabinettssitzungen teilnehmen. Nečas schreibt nun in einer Presseerklärung, er könne nicht akzeptieren, dass der Streit die Tätigkeit der Regierung lähmt. Nečas will sich deswegen mit Schwarzenberg treffen.

Die Sozialdemokraten kritisieren die offizielle tschechische Teilnahme am Begräbnis des antikommunistischen Widerstandskämpfers Ctirad Mašín sowie die Auszeichnung des Verstorbenen. Die Tätigkeit der Widerstandsgruppe um die Brüder Mašín spalte die tschechische Gesellschaft, begründete der sozialdemokratische Parteichef Bohuslav Sobotka. Ctirad Mašín und sein Bruder gehörten in den 50er Jahren einer Widerstandsgruppe an, die sich mit Waffen den Weg aus der kommunistischen Tschechoslowakei nach Westberlin freischoss. Dabei töteten sie in ihrer Heimat und in der DDR mehrere Menschen. Mašín soll nun posthum mit der höchsten tschechischen Militärauszeichnung, der Goldenen Linde, geehrt werden. Verteidigungsminister Vondra wird am kommenden Mittwoch am Begräbnis des Widerstandskämpfers im US-amerikanischen Cleveland teilnehmen, hatte die tschechische Regierung am Mittwoch entschieden. Mašín war am Samstag im Alter von 81 Jahren verstorben.

Der Nationale Wirtschaftsrat (NERV) will sich in der nächsten Zeit unter anderem mit der Schuldenkrise in der Eurozone und dem nächsten EU-Haushalt beschäftigen. Dies geht aus dem Jahresbericht des Rates hervor, den Premier Petr Nečas gemeinsam mit den Mitgliedern des Beratungsgremiums am Donnerstag in Prag vorgestellt hat. Bei den europapolitischen Themen interessieren den Wirtschaftsrat vor allem die Folgen für die tschechische Wirtschaft inklusive dem Arbeitsmarkt und den tschechischen Staatshaushalt. Zu nationalen Wirtschaftsproblemen hat der Rat in diesem Jahr bereits mehrere Empfehlungen veröffentlicht wie zum Beispiel zur Bekämpfung der Korruption, der Rentenreform oder der Gesundheitsreform. Die Regierung wolle solche Empfehlungen weiter zur Hilfe nehmen, auch wenn sich in der letzten Zeit die Ansichten des Rates und des Kabinetts nicht gedeckt hätten, bemerkte Premier Nečas.

Der Nationale Wirtschaftsrat war 2009 vom damaligen Premier Mirek Topolánek als offizielles Beratungsorgan für die tschechische Regierung geschaffen worden.

Tschechien will im Ausland erfolgreiche Wissenschaftler zurück ins Land holen. Dazu hat das Bildungsministerium ab September ein Programm mit dem Titel „Rückkehr“ aufgelegt. Bis zum Jahr 2019 wurden dafür umgerechnet etwa 19 Millionen Euro bewilligt. Mit dem Geld sollen sowohl die Löhne der Wissenschaftler finanziert werden, als auch der Aufbau von entsprechenden Forschungsstellen in Tschechien, schreibt die Tageszeitung Hospodářské Noviny in ihrer Ausgabe vom Donnerstag. Im ersten Jahr will das Ministerium 15, in weiteren zwei Jahren noch einmal 16 Wissenschaftler zurückholen.

Die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Miroslava Němcová, setzt sich für die Freigabe von Cannabis zur Behandlung von Schwerkranken ein. Němcová will dem Gesundheitsministerium bis Ende September einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. Ihr gehe es aber nicht um die Legalisierung von Marihuana, betonte Němcová gegenüber den Medien. Ärzte, Patienten und Wissenschaftler hatten am Dienstag eine Unterschriftenaktion gestartet, die eine Freigabe von Cannabis für Patienten mit Multipler Sklerose, Parkinson-Erkrankung, Krebs oder Aids fordert. Das Gesundheitsministerium machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass in Tschechien bereits ein Medikament zugelassen ist, das ein Cannabis-Extrakt enthält.

Sachsen denkt anscheinend doch über eine gemeinsame Bewerbung mit Tschechien für das Weltkulturerbe-Projekt „Montanregion Erzgebirge“ bei der Unesco in Paris nach. Dies berichtet die „Freie Presse“ unter Berufung auf den sächsischen Innenminister Markus Ulbig. Zuvor hatte der Innenminister angeblich verlauten lassen, dass Sachsen sein Vorhaben allein vorantreiben wolle. Nun habe Ulbig umgeschwenkt und wolle mit dem Kulturministerium in Prag klären, inwieweit Tschechien sich mit Sachsen gemeinsam um den begehrten Titel bewerben möchte, berichtet das Blatt.

In dem Weltkulturerbeprojekt soll die Industriekulturlandschaft des Erzgebirges in 10 bis 12 ausgewählten Objekten in Tschechien und 34 Projekten in Deutschland repräsentiert werden. Auf tschechischer Seite soll dazu zum Beispiel das Besucherbergwerk Starý Martin in Krupka / Graupen oder die Berg-Eisenbahn zwischen Most / Brüx und Morava / Moldau an der Grenze zu Deutschland gehören. Die Bewerbung soll spätestens Anfang 2013 bei der Unesco eingereicht werden.

Im ostböhmischen Trutnov hat der Klassiker unter den tschechischen Open-Air-Festivals begonnen. Zum Auftakt am Donnerstag bringt der amerikanische Sänger Iggy Pop mit seiner Band The Stooges den Punkrock auf die Bühne am Rande des Riesengebirges. Für ein ungewöhnlich buntes Programm sorgen bis zum Montag unter anderem der Heavy-Metal-Musiker Brian Welch, die Balkanband Fanfara Transilvania und das Symphonieorchester der Universität in Brno / Brünn. Die Schirmherrschaft als offizieller „Oberhäuptling“ hat auch in diesem Jahr wieder Ex-Präsident Václav Havel übernommen, der sich in der Vergangenheit immer wieder als Überraschungsgast die Ehre gab. Havel werde in diesem Jahr wohl auf einen Besuch verzichten, um sich weiter auf seiner Riesengebirgs-Datscha zu schonen, teilte sein Büro in Prag am Donnerstag mit.

Das Festival hat seine Wurzeln in der antikommunistischen Untergrund-Musikszene der 1980er Jahre und wurde im Gründungsjahr 1987 von der tschechoslowakischen Staatssicherheit zerschlagen. Seit 1997 findet es jährlich im August statt.

Mit einem Festival zu Giuseppe Verdi startet die Staatsoper Prag am Donnerstag in ihre neue Saison. Zuerst auf dem Programm steht dabei Il Trovatore (Der Troubadour), die Oper hat der Brite Jan Latham-Koenig einstudiert, die Regie führte Lubor Cukr. Zu den Aufführenden gehört die bulgarische Sopranistin Christina Vasileva, die 2010 den tschechischen Thalia-Theaterpreis erhielt. Im Rahmen des Verdi-Festivals, das bis zum 31. August dauert, stehen zudem noch Aida, Rigoletto, Otello, La traviata und Nabucco auf dem Programm.

Die tschechische Fußballnationalmannschaft muss im wichtigen EM-Qualifikationsspiel in Schottland Anfang September auf Stammtorhüter Petr Čech verzichten. Der Keeper zog sich beim Training seines Vereins FC Chelsea am Mittwoch eine Bänderverletzung im Knie zu und fällt mindestens einen Monat lang aus. Die Verletzung habe er sich bei einem Aufprall nach einem Zweikampf zugezogen, schreibt Petr Čech auf seiner Webseite. Den Schlussmann im Nationaldress ersetzen dürfte entweder Jaroslav Drobný vom Hamburger SV oder Jan Laštůvka von Dnepropetrovsk. Die Nominierung für das Spiel am 3. September in Schottland will Nationaltrainer Michal Bílek am Dienstag kommender Woche bekanntgeben.