Die Abberufung des Leiters des Instituts für das Studium totalitärer
Regime (ÚSTR), Daniel Herman, schlägt in Tschechien weiter hohe Wellen.
In einer Fernsehsendung am Donnerstag wurde aus einem Brief des
sozialdemokratischen Vizechefs Lubomír Zaohrálek zitiert, in dem dieser
das Institut darstellt als eine „schmutzig-üble Einrichtung, die man
ausmisten müsse“. Der tschechische Kardinal Dominik Duka rügte
daraufhin Zaohráleks Äußerungen und verglich sie mit der Rhetorik eines
berüchtigten Prokurators aus der Zeit der kommunistischen Diktatur.
Zaohrálek erwiderte am Samstag, dass ihm die feinseligen Angriffe des
Kardinals leidtun würden. Die Retourkutsche des Sozialdemokraten blieb
jedoch nicht aus. In der Reaktion Dukas sehe er eine Rückkehr zu den
„dunklen Traditionen der Kirche“, so Zaohrálek.
Laut Zaohrálek seien die Aussagen von Duka und Herman, der früher
Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz war, ein Ausdruck des Dankes
an die Regierungskoalition für die bewilligte Kirchenrestitution. Premier
Nečas wiederum hat die Abberufung Hermans kritisiert. Er sieht darin eine
Attacke der Sozialdemokraten und Kommunisten mit dem Ziel, die brisanten
Akten, die im Institut aufbewahrt werden, „im Keller einzuschließen“.