Präsident Miloš Zeman hat nach seinen Gesprächen mit Spitzenvertretern
der Koalition immer noch nicht durchblicken lassen, wo er den Ausweg aus
der Regierungskrise sieht. Der Wunschkandidatin des konservativen Lagers
für den Regierungsvorsitz, Miroslava Němcová, hat er nicht versprochen,
dass er sie zur Premierministerin ernennen werde. Nach Meinung von
Top-09-Parteichef Karel Schwarzenberg scheint Zeman die Lösung einer
Beamtenregierung zu favorisieren.
„Selbstverständlich würde ihm das gefallen“, sagte Schwarzenberg am
Freitagabend nach dem Treffen mit Zeman, an dem auch Top-09-Parteivize
Miroslav Kalousek teilnahm. Man habe dem Präsidenten die eigenen
Standpunkte erläutert, und er habe vor allem zugehört, beschrieb
Schwarzenberg das zweistündige Treffen mit dem Staatsoberhaupt auf Schloss
Lany.
Etwas kürzer war zuvor die Besuchszeit von Miroslava Němcová und dem
designierten Parteichef der ODS, Martin Kuba, beim Präsidenten. Beide
ODS-Politiker haben dabei für eine Fortsetzung des bisherigen Kabinetts
unter Němcovás Führung geworben. Zeman erwiderte jedoch nicht, ob er
Němcová dafür die Chance geben werde oder nicht.
Zeman hatte indes schon vordem klargemacht, dass er es sein werde, der
über den künftigen Premier entscheiden werde. Bereits vor der Nominierung
von Němcová für den Posten der Regierungschefin hatte er gegenüber
Medien ausdrücklich betont, dass ein Kandidat oder eine Kandidatin nicht
automatisch der neue Ministerpräsident sei.