Die oppositionellen Sozialdemokraten bieten Staatspräsident Miloš Zeman
an, ein Kabinett zusammenzustellen, sollten die derzeitigen Bemühungen des
parteilosen Premiers Jiří Rusnok scheitern. Dies teilte Parteichef
Bohuslav Sobotka am Freitag mit. Die Sozialdemokraten würden zwar weiter
vorgezogene Neuwahlen favorisieren, doch wollten sie Zeman eine Alternative
zu einer möglichen neuen bürgerlichen Regierung unter Miroslava Němcová
geben, begründete Sobotka. Laut der tschechischen Verfassung hat der
Staatspräsident zwei Versuche, einen Premier zu ernennen, der eine neue
Regierung zusammenstellen soll. Danach geht das Recht auf den Chef des
Abgeordnetenhauses über, in dem Fall auf die Chefin, also Miroslava
Němcová.
Der bisherige konservative Premier Petr Nečas war vergangene Woche wegen
einer Korruptions- und Bespitzelungsaffäre zurückgetreten. Präsident
Zeman ernannte dann diese Woche Rusnok zum Interimspremier bis zu
Neuwahlen. Fast alle Parlamentsparteien haben jedoch angekündigt, der
Regierung des Parteilosen nicht das Vertrauen auszusprechen.