Wegen Bestechungsvorwürfen könnte der scheidende tschechische
Ministerpräsident Petr Nečas seine politische Immunität verlieren. Die
Oberstaatsanwaltschaft in Olomouc / Olmütz hat die Aufhebung der
Immunität beantragt, informiert die Nachrichtenagentur ČTK am Montag. Der
konservative Politiker der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) war am 17.
Juni wegen eines Bestechungs- und Bespitzelungsskandals zurückgetreten. In
diesen Skandal ist die ehemalige Büroleiterin von Nečas, Jana Nagyová,
verstrickt, die derzeit in Untersuchungshaft sitzt. Die Staatsanwaltschaft
wirft Nečas vor, die Stimmen von drei Abgeordneten für eine entscheidende
Abstimmung über ein Steuerpaket mit Zusagen gekauft zu haben. Die
Politiker seiner eigenen Partei seien mit lukrativen Posten in
Staatsbetrieben belohnt worden, den Deal habe damals Jana Nagyová
eingefädelt, heißt es.
Über die Aufhebung der Immunität muss das Abgeordnetenhaus abstimmen.
Der Antrag der Staatsanwaltschaft werde auf der nächsten Sitzung
behandelt, sagte Abgeordnetenhauschefin Miroslava Němcová am Montag auch
Nachfrage von ČTK. Top-09-Chef Karel Schwarzenberg ist gegen die Aufhebung
der Immunität von Nečas. Der Fraktionschef der Sozialdemokraten (ČSSD),
Jeroným Tejc, und die Vorsitzende der Splitterpartei Lidem, Karolína
Peake, wollen erst die entsprechende Empfehlung des Mandatsausschusses im
Abgeordnetenhaus abwarten.