Präsident Miloš Zeman habe als Folge seines jahrelangen Alkoholkonsums
seine moralischen Hemmungen verloren, es gehe ihm jetzt nur noch um
persönliche Macht. Diese kritische Einschätzung zur Person des
tschechischen Staatsoberhaupts gab der ehemalige Außenminister des
Landes,
Karel Schwarzenberg, in einen Interview für die österreichische Zeitung
„Presse am Sonntag“, das heute veröffentlicht wurde. In dem Interview
sagt Schwarzenberg wörtlich, dass durch Zemans Lebensgewohnheiten
„leider Gottes bei ihm Hemmungen wegfielen. Ich erlebte öfter, wie bei
Leuten, die von dem und jenem abhängig waren, die moralische Hemmschwelle
herabgesetzt wurde. Wenn man eine solche Neigung über Jahrzehnte hat,
führt das zu erstaunlichen Persönlichkeitsveränderungen.“
Gleich zu Beginn des Interviews wird Schwarzenberg dazu befragt, weshalb
er es sich mit 75 Jahren noch antue, als Vorsitzender der konservativen
Top
09 seine Partei noch in die vorgezogene Parlamentswahl zu führen.
Schwarzenberg erklärte, dass Zeman der Grund sei, weil „er ihm auf den
Wecker gehe“ und „er es nicht gern habe, wenn jemand so mit der
Verfassung umgehe, wie er.“ Gleich nach dieser Kritik erläutert
Schwarzenberg zudem, wie er Zemans Haltung zur tschechischen Verfassung
einordne: „Auch bei der nationalsozialistischen Machtergreifung in
Berlin
1933 oder bei der kommunistischen in der Tschechoslowakei 1948 hielt man
sich ausschließlich an die Buchstaben der Verfassung, nicht aber an den
Geist.“